Eine Liebeserklärung an: Mama

Liebe Mama, Ich weiß gar nicht, womit ich anfangen soll. Vielleicht ganz einfach hiermit: DANKE!

Mama, kein Tag vergeht, an dem ich nicht an dich denke. Vor über 25 Jahren warst du das Erste, was ich zu Gesicht bekommen habe. Du warst die Erste, die mich in den Arm genommen hat. Die erste Stimme, die ich gehört habe, war deine. Und du warst wohl auch die Erste, die von meiner Schreierei genervt wurde. Ups, sorry.

Du hast mir beigebracht zu laufen, zu sprechen, zu denken und aufs Töpfchen zu gehen. Du hast mich beruhigt, wenn ich Angst hatte. Hast dich mit mir gefreut, wenn ich glücklich war. Hast mich in süße Outfits gesteckt, denen ich direkt mit Grasflecken neue Muster verpasste. Immer und immer wieder musstest du mir die gleiche Gute-Nacht-Geschichte vorlesen. Und das obwohl ich sie schon auswendig miterzählen konnte. Du hast Schnitzeljagden organisiert und Geburtstagstorten gebacken. Du hast mir gesunde Pausenbrote geschmiert und bist vor jedem Urlaub die ganze Nacht aufgeblieben, um Butterbrezen für die Fahrt vorzubereiten und das Auto zu packen. Das allein wäre wohl mehr als genug für jeden normalen Menschen. Doch du bist nicht normal, sondern außergewöhnlich. Deswegen warst du nicht nur für uns da, sondern hast auch noch den Menschen im Ort über deine Ladentheke ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

Alleinerziehend und selbstständig? Für dich kein Problem!

Meine Generation liebt es mit angesammelten Überstunden anzugeben und über Insta-Story und Co. aber auch wirklich jeden wissen zu lassen, wie unglaublich busy wir sind. Darüber kannst du nur lachen. Nach einem 14-Stunden-Arbeitstag hast du für mich und meine Schwester gekocht, mit uns über Freunde gequatscht und über Lehrer gelästert. Du hast über Jahre hinweg freiwillig auf der Couch im Wohnzimmer geschlafen, damit wir unsere eigenen Zimmer haben konnten. Und wenn du Geldsorgen hattest, hast du sie uns nie spüren lassen. Natürlich war nicht alles nur Heiterkeit und Sonnenschein. Mit der Pubertät kamen die Hormone und damit der Hass auf die Eltern. Ich wollte immer mit dem Kopf durch die Wand. Manchmal hat es geklappt, andere Male habe ich mir dabei ein blaues Auge geholt. Du hast mich machen lassen, weil du wusstest, dass ich es selbst lernen muss. Damals haben wir uns oft gestritten und ich wollte nie so werden wie du. Heute bin ich so stolz auf jede Eigenschaft, die ich von dir habe. Du bist mein größtes Vorbild, denn niemand ist so tough und gleichzeitig so liebevoll wie du.

Mama, du hattest Recht

Dann wurde es Zeit das bequeme Nest zu verlassen und du hast mich ermutigt direkt mit dem Fliegen zu beginnen. Du hast harte Entscheidungen für mich getroffen. Und auch wenn ich sie damals nicht verstehen konnte, bin ich dir heute umso dankbarer. Ich sag’ das ja wirklich nur ungern – wer mich kennt, weiß wie unglaublich ungern -, aber: Mama, du hattest Recht. Du hattest Recht damit, dass mir schwarze Haare nicht stehen. Du hattest Recht damit, dass mein erster Freund ein Idiot war. Du hattest Recht damit, dass ich zu mehr im Stande bin, als ich mir selbst zugestehe.

Ich sah plötzlich nicht mehr nur Mama, sondern auch dich

Mit dem Studium kam viel Veränderung. Ich zog in eine neue Stadt, lernte neue Dinge und Menschen kennen und auch unser Verhältnis veränderte sich. Ich war seltener Zuhause, doch wir haben die verpasste Zeit in langen Telefonaten aufgeholt. Wir haben uns plötzlich nicht mehr nur über Noten und die Nachbarn unterhalten, sondern konnten offen über Liebe, Freundschaft und Erwartungen an das Leben sprechen. Ich rief dich an, wenn ich ein Rezept oder einfach deinen Rat brauchte. Und manchmal auch, weil das Geld am Ende des Monats nicht mehr für die Miete reichte. Du meldetest dich, wenn der Computer mal wieder nicht so wollte wie du, oder um mich auf den neuesten Stand der Familienmachenschaften zu bringen. Wir verbrachten wundervolle, betrunkene Nächte zusammen. Ich erfuhr die ein oder andere Geschichte, die du wohl lieber unerzählt gelassen hättest. Aber dadurch lernte ich dich auf eine neue Art und Weise kennen. Ich sah plötzlich nicht mehr nur Mama, sondern auch dich.

Tu dir selbst auch mal was Gutes

Nun bleibt nur noch ein Blick in die Zukunft. Inzwischen sind wir Kinder alle ausgezogen und führen unsere eigenen Leben. Doch das bedeutet auch mehr Freiheit für dich. Du hast dich über 20 Jahre lang für uns aufgeopfert. Also sei dir jetzt eine Zeit gegönnt, in der du tun und lassen kannst, worauf du Lust hast. Du bist ein Mensch, der gerne gibt. Aber bitte vergiss dabei nicht, dir auch hin und wieder selbst etwas Gutes zu tun. Dank dir habe ich keine Angst vor der Zukunft. Denn ich weiß: egal was passiert, du bist für mich da. Und wenn du im Alter nur halb so lustig bist wie Oma, dann haben wir eh alle schon gewonnen.

Alles Gute zum Muttertag!

Liebe Mama, du nennst mich immer deine Große, dabei bist du das Größte für mich. Zu meinem letzten Geburtstag hast du gesagt, dass diese Mamaliebe, die du für uns empfindest, größer ist als jede andere Liebe. Aber ich glaube, hier irrst du dich. Denn die Tochterliebe ist mal mindestens genau so groß. Du bist das Vorbild, das sich jeder von uns zu Herzen nehmen sollte. Denn Mamas sind mit Abstand die stärksten Menschen dieser Welt. Und ganz besonders du. Alles Gute zum Muttertag, Mamutschka!

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