Verheiratetes Paar im Sonnenuntergang

LiebesLeben: Warum es gut ist, es langsam angehen zu lassen

Katja malt mit Sprache Bilder auf ihre Wortleinwand. In ihrer Kolumne nimmt sie euch mit in ihr Atelier: Als absoluter Gefühlsmensch schreibt sie über die Liebe und das Leben – ein bisschen philosophisch und ein bisschen psychologisch, mit einem Hauch von Melancholie.

Wenn man verliebt ist, neigt man dazu, jede freie Minute miteinander verbringen zu wollen. Nach einem Monat zusammenziehen, nach einem halben Jahr die Verlobung, ein Jahr später die Hochzeit und das erste Kind. Ist es wirklich die beste Idee, all das möglichst schnell erleben zu wollen? Oder kann es auch schön sein, sich Zeit zu lassen?

Obwohl die Highlights einer Beziehung natürlich sehr individuell sind, gibt es doch Entscheidungen, die wahrscheinlich in den meisten Beziehungen gleichermaßen als Highlights angesehen werden – zumindest für den Fall, dass sie sich auch im Nachhinein noch richtig anfühlen.

Es gibt Schritte, die man in Beziehungen geht, die sich wahrscheinlich immer krass anfühlen: die erste gemeinsame Wohnung, Hochzeit, Kinder. Zum Beispiel. Natürlich gibt es auch „kleinere“ einschneidende Erlebnisse, wie zum Beispiel das Kennenlernen der Familie, die erste Reise oder das erste „Ich liebe dich“.

Ich habe zwei Beziehungen erlebt, die sehr verschieden waren, was das Tempo dieser Schritte betraf. Nur, um das klarzustellen: Nein, ich habe mit keinem der beiden Kinder bekommen, war nie verlobt und bin – zumindest auf dem Papier – mit keinem der beiden zusammengezogen.

Und vielleicht vertrete ich auch nur die Meinung, dass es schön sein kann, zu warten, weil ich diese großen Schritte bisher eben nicht gegangen bin. Vielleicht wäre ich komplett anderer Meinung, wenn ich diese Schritte schnell mit jemandem gegangen wäre. Ich weiß es nicht.

Aber obwohl ich nicht weiß, wie es ist, nach kurzer Zeit offiziell mit jemandem zusammenzuziehen, weiß ich, wie es ist, nach kurzer Zeit rein faktisch mit jemandem zusammenzuleben. Denn genauso war es mit meinem Ex-Freund. Und es war, nun ja – nicht besonders schön und nicht besonders zielführend, vor allem für den weiteren Verlauf unserer Beziehung.

Denn alles, was im Rahmen unserer Möglichkeiten war – wir waren damals 17 – hatten wir schließlich schon erlebt. Ich hatte das Gefühl, zumindest in naher Zukunft auf nichts mehr hinarbeiten zu können, weil wir von Beginn an die ganze Zeit aufeinander gehockt haben. Es hätte keine Steigerung mehr geben können.

Vielleicht lag es nur daran, dass wir einfach nicht zusammengepasst haben – denn das haben wir, rückblickend betrachtet, ganz offensichtlich nicht.  Aber selbst, wenn es nur daran gelegen haben sollte und ich es mit einem anderen Menschen vielleicht als schön empfunden hätte, sehr schnell die gesamte Zeit miteinander zu verbringen und sechs von sieben Nächten pro Woche beieinander zu schlafen, glaube ich, dass es mindestens genauso schön ist, damit zu warten.