LiebesLeben: „Scheiße, bei denen läuft es besser!“ – Der Vergleich mit anderen Paaren
Katja malt mit Sprache Bilder auf ihre Wortleinwand. In ihrer Kolumne nimmt sie euch mit in ihr Atelier: Als absoluter Gefühlsmensch schreibt sie über die Liebe und das Leben – ein bisschen philosophisch und ein bisschen psychologisch, mit einem Hauch von Melancholie.
Jeder kennt dieses eine Paar, das einfach perfekt zu sein scheint. Stabile Beziehung seit Jahren, trotzdem beide unabhängig und für sich selbst erfolgreich. Beide sind nicht nur intelligent und talentiert, sondern auch wunderschön. Es scheint vorherbestimmt gewesen zu sein: Sie mussten einfach zueinander finden.
Obwohl sie schon jahrelang zusammen sind, scheint ihre Beziehung trotzdem nicht weniger aufregend zu sein als am ersten Tag. Sie sind uneingeschränkt gut zueinander, einfühlsam miteinander, streiten sich so gut wie nie. Sie unternehmen viel, reisen gemeinsam um die Welt und halten es dennoch auch zu Hause miteinander aus – in den gemeinsamen vier Wänden mit einem kleinen Balkon, auf dem sie regelmäßig cocktailschlürfend die Abendsonne genießen.
Währenddessen kommt man selbst mit seinem*seiner Partner*in vielleicht gerade frisch aus dem letzten Streit, und nicht mal der Versöhnungssex war besonders gut. Toll.
Wenn es bei anderen Paaren im Freundeskreis besser zu laufen scheint, werden einem die eigenen Beziehungsprobleme dadurch umso mehr vor Augen geführt.
Vielleicht liegt ein gewisser Grad an Missgunst in der menschlichen Natur. Die wenigsten Menschen können wirklich allen alles gönnen. Schließlich hat man häufig das Bestreben, in allen Belangen am besten abzuschneiden – und in einer Beziehung bedeutet das eben, gemeinsam mit seinem*seiner Partner*in das heißeste, harmonischste, hinreißendste Paar weit und breit abzugeben.
Oft fällt es besonders schwer, denjenigen, die uns nahestehen, uneingeschränkt alles zu gönnen, was sie haben, vor allem dann, wenn das bei uns gerade nicht der Fall ist. Obwohl Konkurrenzgefühle auf den ersten Blick nicht besonders sinnvoll sind, weil natürlich niemand das harmonischste und zugleich aufregendste Paar im Freundeskreis krönt, glaube ich, dass sie doch auch ihre Daseinsberechtigung haben. Schließlich hat uns die Natur wahrscheinlich die wenigsten Gefühle, die wir hin und wieder empfinden, ohne Grund mit auf den Weg gegeben.
Wenn man andere beneidet und das Gefühl hat, mit ihnen zu konkurrieren, sich mit ihnen messen zu müssen, dann deutet das oft darauf hin, dass man in der jeweiligen Hinsicht mit seinem eigenen Leben nicht ganz zufrieden ist.