Lachendes Pärchen im Bett

LiebesLeben: Verzeihen – Ein Zeichen von Stärke oder fehlendem Stolz?

Auch an dem Argument, dass es für ein mangelndes Selbstwertgefühl spricht, wenn man jemandem immer wieder verzeiht, ist sicher etwas dran. Ich kenne Menschen, die vor allem ihrem*ihrer Partner*in immer wieder Dinge verziehen haben, die ihm*ihr sonst niemand je verziehen hätte. Leider sind viele Menschen emotional so abhängig von ihrem*ihrer Partner*in – oder auch von dem*der besten Freund*in oder einem Familienmitglied –, dass sie sich nicht vorstellen können, diese Person nicht mehr in ihrem Leben zu haben. Folglich verzeihen sie alles. Immer wieder.

Und vor allem: Sie verzeihen nicht nur, sondern tolerieren. Dazwischen gibt es einen wichtigen Unterschied. Denn Verzeihen bedeutet streng genommen nicht automatisch, dass man jemandem immer wieder neue Chancen gibt, sondern nur, dass man bereit ist, einer Person die Fehler zu vergeben, die sie begangen hat. Man befreit die Person von der Schuld, die sie sich durch ihr verletzendes Verhalten aufgeladen hat. Man entschuldigt sie. Dass man jemandem das Gefühl der Schuld abnimmt, bedeutet aber nicht automatisch, dass man dieser Person damit einhergehend eine neue Chance gibt.

Das zu tun, würde bedeuten, dass man das Fehlverhalten einer anderen Person toleriert. Man kann also verzeihen, ohne zu tolerieren – was sicherlich eine gute Eigenschaft ist, denn es heißt, dass man sich von jemandem abwendet, der einem nicht guttut, ohne weiterhin Groll gegen diese Person zu hegen. Man lässt sie ziehen und gibt auch sich selbst die Möglichkeit abzuschließen, loszulassen und jemanden zu finden, der einem eher gerecht wird.

Andersherum kann man aber auch tolerieren, ohne zu verzeihen – die schlimmste Kombination. Alles andere ist irgendwie fein und in sich schlüssig:

Verzeihen und tolerieren – okay.

Verzeihen, aber nicht tolerieren – okay.

Nicht verzeihen und nicht tolerieren – okay.