Drei Menschen mit Regenbogenflaggen und Demo-Plakaten

Linkssein früher und heute – ein Generationenkonflikt?

Und jetzt?

Für die Linkspartei ist es daher essentiell, in ihrer Außendarstellung wieder einen stärkeren Bezug zu ihrer ursprünglichen Basis herzustellen. Das bedeutet nicht, dass identitätspolitische Fragen in den Standpunkten der Partei keinen Platz mehr finden sollten. Aber beides sollte besser miteinander vereint werden, als es momentan der Fall ist – und das ist absolut machbar.

Immerhin spielt der klassische Kampf gegen den Kapitalismus noch immer eine wichtige Rolle im Selbstverständnis von Linken. Es wäre somit schlichtweg falsch, davon zu sprechen, dass sich die Definition von „Linkssein“ vollkommen gewandelt hat.

Viel treffender ist es, davon zu sprechen, dass sich das Konzept weiterentwickelt hat. In einer Welt, die sich immer mehr auf das Individuum ausrichtet, ist es nur logisch, dass auch Politik und Parteiinteressen sich immer weiter ausdifferenzieren.

Die Linke muss und kann es schaffen, ihre Standpunkte zu identitätspolitischen Fragen in ihrem Programm unterzubringen, ohne bei Wähler*innen den Eindruck zu erwecken, Linkssein könnte in Zukunft zunehmend den sozialistischen beziehungsweise kommunistischen Aspekt verlieren.

Letztendlich ist die Ausdifferenzierung nur eine Aufspaltung des Klasseninteresses – aber die ausgebeutete Klasse als solche existiert aus linker Perspektive dennoch nach wie vor. Wenn die politische Linke es schafft, den Menschen zu verdeutlichen, dass Identitätspolitik nicht das Aussterben des sozialistischen Grundgedankens bedeutet, und dass letztendlich alle Gruppierungen, die von Identitätspolitik angesprochen werden, Teil einer großen, weniger privilegierten Gruppe sind, kann sie ursprüngliche Wähler*innen zurückgewinnen und neue Wähler*innen überzeugen.

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Bildquelle: Pavel Danilyuk on Pexels; CC0-Lizenz