„Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus“ – Was ist dran?

Das Problem mit den Stereotypen

Der Reiz der Stereotypen liegt in der Erleichterung der alltäglichen Kommunikation. Problematisch wird es dann, wenn die dadurch geschaffene Abgrenzung und vereinfachende Einordnung mit negativen Bewertungen verknüpft wird und zur Verstärkung sozialer Ungleichheit, Diskriminierung und schließlich der Bildung von Vorurteilen führt. Mit den Verallgemeinerungen und Pauschalaussagen à la „Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus“ werden klassische Rollenbilder und Stereotypisierungen reproduziert. In den Machtkämpfen der Geschlechter bleibt somit deren Ungleichheit bestehen und die Geschichte von Diskriminierung, Sexismus und Gewalt geht kontinuierlich weiter.

Ist trotzdem was dran?

Mittlerweile deutet der Forschungsstand eher darauf hin, dass die Unterschiede geringer sind als angenommen. Ist trotz der fehlenden biologischen Differenz etwas an den Thesen von John Gray dran? – Statistisch mag es so sein, dass Frauen sich mitteilen wollen und Männer eher nicht, aber das trifft nicht auf jede Frau und jeden Mann zu. Angesichts der Diversität von Partnerschaften und sexuellen Lebensformen ist ein starres Rollendenken überholt und wird unbrauchbar. 

Die Soziologin Annette Treibel bringt es auf den Punkt:

„Frauen sind nicht von der Venus und Männer nicht vom Mars, sondern beide von der Erde, selbst wenn sie sich manchmal auf den Mond schießen könnten.“

(Annette Treibel)

Menschen sind verschieden und jede*r trägt seine eigene Geschichte mit sich herum, sodass auch Frauen stark und Männer sanft sein können. Das Buch von John Gray ist zwar schon älter, aber nach ihm erschienen viele weitere populärpsychologische Beziehungsratgeber, die typische Geschlechterklischees aufgreifen. Noch heute bestimmen diese überindividuellen Zuordnungsmuster unser Denken und Handeln. Diese Gedankenmuster hin und wieder zu hinterfragen kann nicht schaden. 

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Bildquelle: Keira Burton via Pexels; CC0-Lizenz