„Ich wollte keinen Helden kreieren“: Maximilian Mauff im Interview

Die erste deutsche Sadcom „MAPA“ erzählt vollkommen ungeschminkt vom Leben alleinerziehender Eltern. Metins Frau stirbt plötzlich, zurück bleibt Lene, das gemeinsame Kind, die alles überschattende Trauer um die Liebe des Lebens und der ganz normale Alltagswahnsinn. Im Gespräch mit ZEITjUNG verrät Hauptdarsteller Maximilian Mauff, was es schwierig macht, einen emotional beschädigten Charakter zu spielen und weshalb teilweise in Strümpfen gedreht werden musste.

ZEITjUNG: War es Liebe auf den ersten Blick, als du das Drehbuch von „MAPA“ gelesen hast?

Maximilian Mauff: Ja, das war auf jeden Fall Liebe auf den ersten Blick. Ich habe die Bücher durchgelesen und habe dabei auch geweint und gelacht und immer gedacht: Woah, cool. Weil ich das Gefühl hatte, dass jemand hier genau die Serie geschrieben hat, die ich gerne machen will.

„MAPA“ ist die erste deutsche Sadcom. Warum glaubst du, tun gerade wir Menschen in Deutschland uns oft so schwer, über Trauriges zu lachen?

Das kann ich nicht beantworten. Aber was ich spüre ist, umso intensiver man erzählt, umso schwerer scheint es für viele, sich darauf einlassen zu können. Wir haben das Thema der Trauerbewältigung natürlich alle sehr ernst genommen und in dem Stoff stecken viele Bezüge, die uns auch persönlich beschäftigen. Auch ich als Schauspieler konnte sagen: Ich möchte, dass sichtbar wird, dass es meine Figur nicht leicht hat. Aber das ist auch schwierig, denn viele Zuschauer sind es durchaus leichter gewöhnt.

Metin steckt in der totalen Überforderung, oft möchte man ihn einfach in eine Decke wickeln und in Ruhe trauern lassen. Die Figur bleibt trotzdem immer unheimlich ruhig …

Es geht tatsächlich darum, zu sehen, wie Metin funktioniert, wie er mit der Trauer umgeht. Ich wollte ihn nie zu sehr aufzurichten. Natürlich wäre das jetzt schöner:  Zurück zu einer Vereinfachung, die etwas positiver ist, ein halbes Jahr nach dem Tod seiner Partnerin. Aber ich wollte dem nicht erliegen, ich wollte keinen Helden kreieren. Das war mir wichtig, obwohl es durchaus hart ist, eine Figur zu spielen, die über so einen langen Zeitraum schwer beschädigt ist.

Aber die Serie verbindet das Tragische auch sehr gut mit dem Komischen, es gibt auch viel zu lachen. Es ist selten, dass man innerhalb einer Folge von 30 Minuten Länge lachen und weinen kann.

Ja, das finde ich auch. Das ist die Grundlage und der Autor Alex hat da wirklich wahnsinnig tolle Beats gesetzt, damit das auch wirklich funktioniert. Das ist eine Form von Mathematik, die ich auch nicht immer ganz begreife. Es gibt so viele Projekte, die ich selbst gemacht habe und bei denen ich mir dachte: Ich will, dass es emotional wird. Und dann hat es einfach nicht funktioniert, aufgrund einer szenischen Reihenfolge. Da ist „MAPA“ sehr interessant, weil auch mosaikhaft  und nicht komplett horizontal erzählt wird. Das heißt eigentlich kann man sie immer gucken,  sie wechselt ja auch immer wieder die Zeitebenen. Das finde ich sehr besonders, dadurch kannst du die Folgen theoretisch auch in einer anderen Reihenfolge gucken.

Alle Teile greifen sehr, sehr gut ineinander. Jetzt noch einmal zur Rolle als alleinerziehender Vater. Was hat dir denn dabei geholfen, dich auf diese Vaterrolle vorzubereiten?

Lia von Blarer, die meine verstorbene Partnerin spielt, und ich sind zusammen wandern gegangen, mit Schwangerschaftsbauch. Wir hatten auch einen ganz tollen Coach, Jens Roth, der uns ein paar Tage begleitet hat. Trotzdem wäre es mir ohne meine private Erfahrung der Vaterschaft wohl deutlich schwerer gefallen, der Rolle gerecht zu werden. Weil ich weiß, wie man Windeln wechselt …(lacht) Aber es geht ja auch um mehr als das. Nämlich um die Irrungen und Wirrungen werdender Elternschaft und da versuchen wir wahrhaftig und ungeschönt dran zu bleiben. Meine eigenen Erfahrungshorizonte dienen mir sehr, wenn es darum geht, ein realistisches Beziehungsbild zu vermitteln.

Es wirkt sehr authentisch und es hätte mich überrascht, wenn du dir das quasi ohne die persönliche Erfahrung so angeeignet hättest.

Ich glaube das war total wichtig, wir haben ja auch mit Kindern gedreht, vor allem mit unserer Lene. Lenes Eltern waren die ganze Zeit über mit am Set. Und das ist eine Übergabe, die man macht, von den Eltern zum Schauspieler und dadurch bin ich in dem Fall nicht nur Schauspieler, sondern eine Betreuungsperson. Mit einem Kind auf dem Arm trägt man einfach sehr viel mehr Verantwortung als nur für eigene Rolle.

Das stelle ich mir auch krass vor, weil es ja doch auch sehr intime Szenen sind, das ist auf jeden Fall ein sehr großer Vertrauensbeweis.

Wir konnten das nur so drehen, weil sie mir vertraut haben.

Was würdest du sagen war das Schwierigste beim Dreh mit den Kindern?

Da gab es tatsächlich immer neue Herausforderungen. Wir haben teilweise als komplettes Team in einer mega kleinen Wohnung gedreht und ein Filmteam hat dann doch sehr schnell 30 Leute. Dann hatten wir aber ein paar Szenen, wo die Kleine schläft. Das heißt ein ganzes Team läuft in Socken rum, setzt sich in Ecken, so still, wie es nur irgendwie geht. Damit das Kind irgendwann schlafend ins Bett getragen wird und wir eine Szene mit ihr drehen können, in der Hoffnung, dass sie nicht aufwacht und alles umsonst war.

Welchen Charakterzug magst du an der Figur Metin am liebsten?

Ich mag, dass er eigentlich zurückhaltend ist und nur dann was sagt, wenn es ihm wirklich wichtig ist.

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Bildquelle: ©Joyn/Carolin Weinkopf