„Me and White Supremacy“ – eine Lektüre, die unter die Haut geht

Layla F. Saad ist eine Schwarze Frau mit Wurzeln in Ostafrika und im Nahen Osten. Sie ist Muslima und britische Staatsbürgerin, die in Großbritannien aufgewachsen ist und dort gelebt hat, bis sie mit der Familie nach Doha, Katar, gezogen ist. In der Zeit, in der sie in einer weiß dominierten Gesellschaft gelebt hat, bekam sie tagtäglich die Folgen des Systems weißer Überlegenheit zu spüren: Lehrer haben sie anders behandelt und um dieselben Noten wie ihre weißen Mitschüler zu bekommen, musste sie sich mehr anstrengen. All das vermittelte den Eindruck, dass Schwarze Menschen in einer weiß dominierten Gesellschaft nur als Bürger zweiter Klasse gesehen würden. In dieses System, diese Weltanschauung weißer Überlegenheit werden wir alle – unabhängig unseres Verhältnisses der Sache gegenüber – hineingeboren. Dadurch erhalten Menschen bereits durch ihr Erscheinungsbild Privilegien anderen gegenüber.

Die Aufgabe, die Benachteiligung von BIPoC (also Schwarzen, Indigenen und „People of Color“) zu beenden, obliegt denen, die weißes Privileg genießen – ungeachtet von Geschlecht oder Herkunft. Das Buch ist keine Einmal-Lektüre, die du dir durchlesen und anschließend im Bücherregal (oder auf der Festplatte) verstauben lassen kannst. Es ist – wie gesagt – ein Werkzeug. Hier also ein paar Tipps zur richtigen Benutzung:

  • Es empfiehlt sich, ein Tagebuch zu führen – mach Notizen, auf die du später zurückgreifen kannst.
  • Das Buch ist auf mindestens 28 Tage ausgelegt. Versuche daher nicht, alles am Stück zu bearbeiten: Passagenweise wird dich das Buch schockieren, vielleicht auch wütend machen oder ein Gefühl von Unbehagen auslösen. Nimm dir die Zeit, zu reflektieren, die Botschaft zu verinnerlichen – du wirst wie auch ich bemerken, dass dann vieles ersichtlicher wird.
  • Versuche, nicht zu verallgemeinern und kratze nicht nur an der Oberfläche: Geh tiefer und ergründe, woher einzelne Gedanken, Gefühle oder Überzeugungen kommen. Je mehr du dich damit befasst, umso besser wird es dir mit der Lektüre ergehen und umso effektiver kannst du damit arbeiten.

In Wochenabschnitten behandelt Saad grundlegende Aspekte weißer Überlegenheit wie etwa weiße Privilegiertheit, weiße Empfindlichkeit oder weißes Schweigen, sowie Schwarzenfeindlichkeit, rassistische Stereotype oder auch das Thema kultureller Aneignung (cultural appropriation). Zudem soll es darum gehen, wie du richtig Solidarität mit BIPoC zeigen kannst und wann dein Handeln – auch unbewusst – schädlich für Bewegungen von BIPoC ist.

Wie schon häufig angerissen, ist das kein angenehmes Thema: Darum wird es dir nicht leicht fallen, dieses Werk durchzugehen – genauso wie es mir nicht leicht gefallen ist. Doch das Thema war und ist gerade jetzt wieder besonders wichtig, denn Rassismus tötet immer noch Menschen und darunter leiden besonders BIPoC. Darum müssen Privilegien und Strukturen überdacht, hinterfragt und – wenn nötig – abgeschafft werden. Wenn wir uns für zukünftige Generationen eine bessere, gerechtere Welt wünschen, dann müssen wir diese Arbeit noch heute erledigen.

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Bildquelle: Life Matters von Pexels; CCO-Lizenz