MOOT-Gründer Nils und Michael bei der Textil-Sortierung

„Ich trage heute Wolldecke“: Interview mit den MOOT-Gründern Nils und Michael

ZEITjUNG: Entwickeln ist ein gutes Stichwort. Was sind eure Pläne für die Zukunft?

Michael: Über allem steht immer die Idee: Upcycling massentauglich machen. Das soll einfach normal sein, dass jemand von uns eine Wolldecke trägt oder ein Sofakissen als Beutel hat. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir uns mehrere Maßnahmen überlegt. Wir wollen zum einen vielfältigere Produkte anbieten. Als letztes haben wir jetzt zum Beispiel auch Sachen für Babys entwickelt. Zweitens wollen wir das Konzept bekannter machen und investieren viel in Marketing. Wir arbeiten außerdem viel mit Retailern zusammen. Als vierten Punkt erhalten wir auch immer mehr Anfragen von Unternehmen. Die fragen uns dann, ob wir Ideen haben, was sie mit ihren Rohstoffen machen können. Wir entwickeln dann gemeinsam Produkte, die dann zum Beispiel für Mitarbeiter*innen oder Merchandising sind.

Nils: So viel habe ich da gar nicht mehr hinzuzufügen. Aber es macht auf jeden Fall Spaß, an die Zukunft zu denken und zu sehen, was man da alles noch bearbeiten kann.

ZEITjUNG: Macht ihr Upcycling auch privat?

Nils: Ich habe das schon öfter gemacht, bevor ich mich wirklich damit beschäftigt habe. Also zum Beispiel klassisch ein Bett aus alten Paletten gebastelt.

Michael: Ich bin handwerklich so mittelmäßig begabt. Aber ich kaufe selten etwas Neues. Und bei MOOT ist es zum Beispiel so, dass wir da im Laden als Sitzgelegenheiten keine neue Bank hinstellen. Da liegen dann so Textilballen rum. Das ist wirklich Müll. Also da gibt es keine Verwendung mehr. Aber zusammengepresst als Ball ist es eine coole Sitzgelegenheit.

ZEITjUNG: Zur Veränderung gehört ja leider immer viel dazu. Was denkt ihr muss passieren, dass solche Ideen bei den Menschen ankommen?

Michael: Um eine nachhaltigere Textilindustrie zu haben, sind mehrere Sachen von Bedeutung. Es ist wichtig, dass Textilien wieder in einer besseren Qualität produziert werden. Wenn wir zum Beispiel ältere Sachen bekommen, sind das reinere Materialien. Bei vielen Textilien, die heute produziert werden, ist das nicht so. Das macht den Recyclingprozess zum Beispiel nahezu unmöglich. Wichtig ist es auch, die Produkte länger im Kreislauf zu halten. Also Second-Hand kaufen und verkaufen!

Nils: Gesamtgesellschaftlich ist das Thema Aufklärung ein riesiger Punkt. In unserem Store kann man zum Beispiel auch mehr über Upcycling, Fast Fashion und Greenwashing lernen. Meine Beobachtung ist schon, dass die Leute mit einem anderen Verständnis aus diesem Laden rausgehen. Eigentlich ist es schade, dass wir als Unternehmen diese Aufklärungsarbeit übernehmen müssen. Das sollte mehr von institutioneller Seite auf die Karte gebracht werden und das ist auch unser Appell.

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Bildquellen: MOOT – Made Out Of Trash