Mann der seine Hand mit der Aufschrift "Help" vors Gesicht hält

Sind Narzisst*innen kaltherzige Monster?

Sind Narzisst*innen wirklich so selbstverliebt?

Etwa einer von hundert Menschen erkrankt im Laufe seines Lebens an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Die Störung kann auf eine genetische Veranlagung, allerdings auch auf das Elternhaus zurückgeführt werden. Laut der Psychotherapeutin und Autorin Stefanie Stahl kann eine lieblose Eltern-Kind-Beziehung eine Ursache der narzisstischen Persönlichkeitsstörung sein. Die Kindheit von Narzisst*innen ist häufig vom Gefühl geprägt, nicht gut oder wichtig genug zu sein. Das wirft die Frage auf, ob Narzisst*innen denn wirklich so selbstverliebt sind – oder ob sie nur versuchen, ihr eigentlich extrem geringes Selbstwertgefühl hinter einer Fassade zu verbergen?

Letztere Annahme wird durch viele Theorien bestätigt. Hinter dem augenscheinlichen Überlegenheitsgefühl von Narzisst*innen versteckt sich im Prinzip nur eine Selbstschutzstrategie, um die empfundene Minderwertigkeit zu kompensieren. Auch eine Studie von Vater et al. bestätigt, dass das Selbstwertgefühl von Narzisst*innen im Durchschnitt geringer ausgeprägt ist als bei Menschen, die nicht unter der Störung leiden.

Außerdem gibt es zwei verschiedene Ausprägungen von Narzissmus. Der sogenannte grandiose Narzissmus ist dabei die Form, die wir alle im Kopf haben, wenn wir an das Phänomen denken. Auf der anderen Seite gibt es aber auch noch den verletzlichen oder depressiven Narzissmus. Menschen, die von dieser Form der Persönlichkeitsstörung betroffen sind, haben zwar gedanklich genau dasselbe Überlegenheitsgefühl wie grandiose Narzisst*innen, treten nach außen hin aber bescheidener auf, ziehen sich bei Kritik eher zurück und sind besser in der Lage, sich in andere hineinzuversetzen.