München

So schreibt man Geschichte! München – Im Angesicht des Krieges

ZEITjUNG: Ja das ist er definitiv. Hugh ist auch nicht so ein Draufgänger wie Paul. Er scheint sich mehr auf seine Familie und seine Arbeit zu fokussieren, will seinen Job gut machen und niemandem auf den Schlips treten. Er landet am Ende mehr aus Zufall auf der Konferenz, ohne wirklich dort sein zu wollen. Wie häufig bist du schon aus Zufall zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen?

George: Oh, um ehrlich zu sein bin ich ein ziemliches Glückskind! Gerade was die Arbeit betrifft habe ich schon viel Glück im Leben gehabt. Das gilt vor allem für Projekte, in denen ich mitwirken durfte, aber auch für Menschen, die etwas in mir gesehen haben. Ich erinnere mich ein einen Film, den ich vor Jahren gedreht habe. Er hieß „How I Live Now“. Zu der Zeit war das die Rolle, die ich mehr wollte als alles andere auf der Welt. Die Geschichte des Films basiert auf einem Roman, den meine Schwester sehr mochte. Und tatsächlich erhielt ich die Rolle auch. Während des Drehs kam die Autorin Meg Rosoff ans Set und sprach mich an. Sie lächelte mich an und meinte: „Erinnerst du dich, dass wir uns bereits begegnet sind?“ Ich konnte mich gar nicht an sie erinnern. „Ja doch, es war so“, meinte sie und erklärte mir dann, dass sie vor 6 Jahren mal bei einer Kindertheateraufführung ihrer Nichte gewesen sei, bei der auch ich eine kleine Rolle spielte. Nach dem der Vorhang gefallen war, schleppte mein Vater mich zu ihr und sagte stolz, dass ich eines Tages die Hauptrolle in einer ihrer Geschichten spielen würde. Und genauso kam es dann auch. Rückblickend finde ich das sehr gruselig aber auch unglaublich schön.

Munich – The Edge of War. George MacKay as Hugh Legat, in Munich – The Edge of War. Cr. Courtesy of Netflix © 2021

ZEITjUNG: Wow, das ist tatsächlich ein besonderer Glücksfall! Die beiden Hauptdarsteller machen während des Films eine unglaubliche Entwicklung durch, sowohl persönlich als auch in ihrer Beziehung untereinander. Handelt es sich bei München – Im Angesicht des Krieges auch um einen Film über Freundschaft in Ausnahmesituationen?

George:  Ja definitiv. Ich meine die Freundschaft ist das Zentrum des Films. Es geht um die Liebe zwischen Paul und Hugh und alles was sie als Freunde durchmachen müssen. Hugh bewundert Paul für seine Stärke, seinen Dickkopf und sein Selbstbewusstsein. Alles Charaktereigenschaften, die er selbst nicht so ausgeprägt lebt. Paul hat viel Energie und Dynamik und bringt Hugh dazu über seine Grenzen hinauszuwachsen. Hugh wächst mit seinen Aufgaben. In diesem Film geht es nicht um romantische Liebe, sondern um eine tiefe Freundschaft.

ZEITjUNG: Das merkt man der Beziehung der beiden auch an. Es wirkte auf mich als wolle Paul mutig sein, während Hugh mutig sein muss.  

George: *Lacht* Das ist wieder so ein ganz schön englischer Charakterzug, oder? Du tust was du musst, weil du es musst. Hugh will gar nicht aus seinem Umfeld weg, aber er macht es eben, weil ihm keine andere Möglichkeit bleibt. Er ist quasi zufällig heroisch. Ja, ich denke das kann man schon so sagen. Die beiden erfüllen eben doch ein bisschen das Klischee ihrer Nationen.

ZEITjUNG: Das müssen die Zuschauer wohl für sich beurteilen, nachdem sie diesen tollen Film gesehen haben. Danke dir für das großartige Interview!