Young Adult, aber oldschool: 5 Coming-of-Age-Klassiker
Das Genre „Young Adult“ erfreut sich seit Jahren großer Beliebtheit – dabei hatten frühere Coming-of-Age-Bücher doch viel mehr Charakter.
Ich kann nicht allein sein mit der Auffassung, dass die Bücher, die heutzutage im beliebten Coming-of-Age-Genre veröffentlicht werden, größtenteils ziemlich gleich sind. Alles, was in der Buchhandlung im Young-Adult-Regal steht, sieht gleich aus und klingt gleich. Und mit „gleich“ meine ich nicht gleich gut, sondern gleich banal. Gleich weichgespült, irgendwie. Ohne Ecken und Kanten. Dabei haben doch so viele Romane aus der Vergangenheit klar gezeigt, wie man es besser macht. Es folgen fünf absolute Klassiker der Coming-of-Age-Literatur.
Eine wie Alaska (John Green, 2005)
Miles hat die Schule gewechselt. Auf dem Internat verknallt er sich in die schöne Alaska. Sie ist das Zentrum ihres Sonnensystems, der magische Anziehungspunkt des Internats. Wer um sie kreist, ist glücklich und verletzlich gleichermaßen, euphorisch und immer nah am Schulverweis. Alaska mag Lyrik, nächtliche Diskussionen über philosophische Absurditäten, heimliche Glimmstängel im Wald und die echte wahre Liebe. Miles ist fasziniert und überfordert zugleich. Dass hinter dieser verrückten, aufgekratzten Schale etwas Weiches und Verletzliches steckt, ist offensichtlich. Wer ist Alaska wirklich?
John Green bewegt sich auf dünnem Eis: Die meisten Autor*innen, die versuchen, die richtige Balance zwischen Leichtigkeit und Dramatik zu finden, ohne zu stark ins Pseudophilosophische abzudriften, schlittern geradezu herum und manövrieren sich unelegant ins Abseits. Mit „Looking for Alaska“ gelingt John Green ebendies perfekt. Eine Geschichte über Freundschaft, Abenteuer, Verlust und die Suche nach dem großen Vielleicht.
Ich gebe dir die Sonne (Jandy Nelson, 2014)
Jude und ihr Zwillingsbruder Noah sind mit dreizehn unzertrennlich, drei Jahre später sprechen sie kaum ein Wort miteinander. Etwas ist passiert, das ihre Welt zerstört hat. Noah, der früher ununterbrochen malte, rührt keinen Pinsel mehr an und die populäre Draufgängerin Jude hat sich in eine Einsiedlerin verwandelt. Jude findet erst wieder ins Leben und zu Noah zurück, als sie einen geheimnisvollen Künstler und einen wilden, unwiderstehlichen Jungen trifft …
Was stellenweise nach einem sehr klischeehaften Jugendroman der neumodischeren Art klingt, ist eine extrem liebevoll erzählte Familiengeschichte, bei der kein Auge trocken bleibt. Insbesondere für alle ein Muss, die selbst ein Faible für Kunst haben.
Hard Land (Benedict Wells, 2021)
Missouri, 1985: Um vor den Problemen zu Hause zu fliehen, nimmt der fünfzehnjährige Sam einen Ferienjob in einem alten Kino an. Und einen magischen Sommer lang ist alles auf den Kopf gestellt. Er findet Freunde, verliebt sich und entdeckt die Geheimnisse seiner Heimatstadt. Zum ersten Mal ist er kein unscheinbarer Außenseiter mehr. Bis etwas passiert, das ihn zwingt, erwachsen zu werden.
Bereits nachdem ich „Vom Ende der Einsamkeit“ gelesen hatte, wusste ich, dass Benedict Wells von nun an zu meinen absoluten Lieblingsautoren gehören würde. Das Meisterwerk hat gewisse Parallelen zu „Hard Land“ – allerdings handelt es sich bei letzterem um einen klassischen Coming-of-Age-Roman, während „Vom Ende der Einsamkeit“ eher eine Art Lebensgeschichte ist. Beide Bücher ähneln sich vor allem im Hinblick auf die Liebe zwischen den Zeilen und das Fingerspitzengefühl, mit dem ebenjene Liebe auf unsichtbare und doch so mitreißende Art mit den Worten verwoben wurde.
Heldensommer (Andi Rogenhagen, 2010)
Manchmal ist das Leben wie ein Leberwurstbrot … Philipp ist 15, sexuell unerfahren, desorientiert und größenwahnsinnig. Kurz: Er pubertiert. Als ihm sein französischer Austauschlehrer eine Sechs gibt und er deshalb sitzen bleibt, trampt er mit seinem Kumpel Borawski und einem geklauten Soldatenkopf aus Weltkriegsbeton nach Frankreich. Sein Plan: Er will den Kopf dort auf das Lieblingsdenkmal des verhassten Lehrers pflanzen. Ein Abenteuer beginnt, bei dem Philipp Hindernisse überwinden muss, von denen er gar nicht wusste, dass es sie gibt. Und dann kommt ihm auch noch die Liebe in die Quere …
„Heldensommer“ grenzt sich von den anderen hier aufgelisteten Büchern insbesondere in einer Hinsicht ab: Es ist in erster Linie nicht tragisch, sondern witzig. Ein Buch, das passend zum Titel mit einer ungewohnten Frische, Pep und einer gewissen Dreistigkeit daherkommt.
Der Fänger im Roggen (J. D. Salinger, 1951)
Der sechzehnjährige durch New York irrende Holden Caulfield ist zu einer Kultfigur ganzer Generationen geworden.
Ebenjener Satz erscheint, wenn man auf Google nach „Der Fänger im Roggen“ sucht. Diese wenigen Worte fassen das Buch erstaunlich akkurat zusammen. Obwohl „Der Fänger im Roggen“ der erste und einzige Roman war, den Salinger veröffentlichte, ist der Autor weltberühmt geworden – und das völlig zu Recht. Den Protagonisten Holden als „Kultfigur ganzer Generationen“ zu bezeichnen, ist keinesfalls eine Übertreibung. Selbst nach fast 75 Jahren ist der Kernkonflikt des Buches noch aktuell: Holden will von der Erwachsenenwelt ernstgenommen werden, ist gleichzeitig jedoch genervt, sogar regelrecht desillusioniert davon, was es bedeutet, Teil jener Welt zu sein.
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