Nüchtern im Bierzelt: Eindrücke vom Oktoberfest

Unangenehme Leute auf unangenehm engem Raum

Und dann fing es an, den Bach runterzugehen: Ich stand da so herum und lehnte mich an einer Halbwand hinter mir an, neben mir ein sich in den Armen liegendes Pärchen (Mann und Frau, der Mann lehnte ebenfalls gegen die Halbwand). Da wollte sich ein betrunkener Mann durch die Menge quetschen, etwa meine Größe (also um die 1,90 Meter herum). Als er dann bei der Frau ankam, hat er sie nicht etwa an der Schulter zur Seite geschoben – stattdessen gab es einen lang ausgeholten Klatscher auf den Hintern inklusive Zupacken und einem absolut widerlichen Blick, der die Frau, ihren Partner und auch mich einfach nur sprachlos zurückließ. Damit hätten wir dann auch schon die erste sexuelle Belästigung des Abends. Später habe ich noch erfahren, dass eine Freundin, mit der ich unterwegs war, ebenfalls begrapscht wurde. Es sind also schon zwei, von denen ich entweder gehört oder sogar etwas gemerkt habe.

Mit der Zeit kamen immer neue Leute zu uns an den Tisch: Ein Typ war so sternhagelvoll, dass er es für eine gute Idee hielt, auf einem Tisch voller leerer Masskrüge herumzuspringen. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis einige auf dem Boden landeten und zersplitterten. Der gleiche Typ war beim Zuprosten später auch so energisch, dass seinem Saufkumpanen dabei das Bierglas in der Hand zerschellte. Einige der Glassplitter haben meine Hand erwischt und mir einen kleinen Schnitt verpasst, alles in allem aber nicht wild und auch nicht meine schlimmste Wiesn-Verletzung (nervig war es aber allemal).

Absoluter Kontrollverlust

Ich begab mich also auf die Sitzbänke, die inzwischen Stehbänke waren, hinauf und in die vermeintliche Sicherheit, nur um jetzt einen weiteren tanzenden Betrunkenen hinter mir zu haben. Der wusste scheinbar nicht mehr, dass Krüge oben offen sind oder wie Flüssigkeiten funktionieren – auf dem Nachhauseweg roch ich ziemlich stark nach Bier, obwohl ich keinen einzigen Tropfen getrunken hatte. Das war aber noch lange nicht das Schlimmste, was der Kerl da an diesem Abend verbrechen sollte.

Irgendwann schien es ihm nämlich scheinbar ein Anliegen zu sein, sein Glied herauszuholen und wie verrückt zu masturbieren. Das musste er dann auch den Leuten auf der gegenüberliegenden Tischseite mit einem Stolz präsentieren, den man sonst nur von Eltern kennt, die einem ihr neugeborenes Kind zeigen. Da war meine Geduld dann auch am Ende und ob er nun meine Aufforderung, das sein zu lassen, gehört hat oder es ihm einfach nur langweilig wurde – schlussendlich hat er seinen Lümmel wieder eingepackt. Zu diesem Zeitpunkt war es auch nicht mehr lange, bis das Zelt dicht gemacht hätte. Ich habe also noch für ein paar Minuten die Zähne zusammengebissen und gewartet, bis ich mit meinen Freund*innen hinausgehen konnte. Als ich sie draußen gefragt hatte, ob sie das alles mitbekommen haben, was da hinter meinem Rücken abgegangen ist, verneinten sie (und ich weiß auch nicht, ob mir das nach zwei, drei Mass so aufgefallen wäre).