So funktioniert der Nutri-Score

Der Nutri-Score will es dir leichter machen, beim Lebensmittelkauf besonders gesunde oder ungesunde Produkte zu erkennen. Woraus sich dieser zusammensetzt und warum du vor Produkten mit einem schlechten Score trotzdem nicht ganz die Finger lassen musst, erfährst du hier.

Seit November ist die Nutzung des Nutri-Scores auch in Deutschland offiziell erlaubt. Seitdem begegnen wir ihm gehäuft in unseren Supermarktregalen: Schließlich haben sich schon rund 116 Firmen mit 236 Marken zur Nutzung registriert.

Ursprünglich entwickelt wurde die Ampel 2017 von britischen und französischen Ernährungswissenschaftlern, die Verwendung wird von der französischen Gesundheitsbehörde Santé publique kontrolliert. Dort müssen sich die Hersteller auch zuerst anmelden, wenn sie den Score für ihr Sortiment nutzen möchten. Den Nutri-Score findest du nur bei Fertiggerichten wie etwa Tiefkühlpizzen, aber auch bei Käse oder Fruchtjoghurts – also allem, was eine Nährwerttabelle besitzt. Ausgenommen sind demnach etwa Obst, Gemüse oder auch Gewürze.

Die Einstufung wird mittels Algorithmus vorgenommen:

  • Im ersten Schritt wird der Gehalt an negativen Inhaltsstoffen wie Kalorien, Zucker, gesättigten Fettsäuren und Natrium pro 100g / 100ml geprüft. Für jedes einzelne Kriterium gibt es eine Wertung zwischen 0 und 10 Punkten, womit eine Zwischensumme gebildet wird – je höher die Punktzahl, desto schlechter die Bewertung.
  • Nun wird die Gesamtpunktzahl ermittelt. Dazu schaut man sich die positiven Inhaltsstoffe an – das sind Ballaststoffe, Eiweißgehalt und Obst-, Gemüse- oder Nussanteile. Für diese Inhaltsstoffe bekommt das Lebensmittel bis zu 5 Punkte abgezogen. Je niedriger die Gesamtpunktzahl ist, desto besser fällt die Gesamtwertung aus.
  • Zuletzt wird das Lebensmittel dann auf einer Skala von A (dunkelgrün) bis E (rot) eingeordnet. Dabei bietet grün mit einer Punktzahl bis zu 2 ein sehr gutes, bzw. gutes Verhältnis an Nährstoffen ab und rot ab 11 Punkten ein schlechtes. Einige Ausnahmen bei der Berechnung gibt es für Getränke, Käse und Fette: Wasser ist zum Beispiel das einzige Getränk, das mit einem A gekennzeichnet werden darf und beim Käse wird der Anteil an gesättigter Fettsäure im Vergleich zum Gesamtfett mitbewertet.
Quelle: Wikimedia Commons

Den Nutri-Score berechnen die Hersteller für ihre Produkte selber. Doch sollten sie sich dazu entscheiden, ihn nutzen zu wollen, dann müssen sie ihn auch auf alle Produkte drucken – nur die für sie „vorteilhaften“ Produkte zu bedrucken ist nicht erlaubt. In einer repräsentativen Studie hat sich der Nutri-Score bereits als das bisher beste von insgesamt 4 getesteten Modellen zur Nährwertkennzeichnung herausgestellt, denn das Label ist intuitiv und zudem leicht verständlich. In französischen Studien wurde zudem belegt, dass Menschen mittels Nutri-Score mehr darauf achten, gesünder einzukaufen. Der Nutri-Score ist dennoch nicht perfekt und die Einfachheit hat auch ihren Preis – einigen Kritikern ist der Nutri-Score nämlich noch nicht umfassend genug. So werden zum Beispiel der Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen und ungesättigten Fettsäuren im Score vernachlässigt. Auch ärgert es viele, dass das Siegel für die Industrie nicht verpflichtend ist – Freiwilligkeit ist hier das Stichwort. Die Hersteller sollen aus eigenem Antrieb heraus gesündere Lebensmittel produzieren, um etwa konkurrenzfähig zu bleiben.

Außerdem ist zu beachten, dass der Nutri-Score allein kein Indikator dafür ist, ob etwas ungesund ist oder nicht – er weist lediglich auf die Nährwertqualität hin. Wie immer kommt es besonders darauf an, das richtige Maß zu finden: Bei genügend körperlicher Aktivität und einem gesunden Lebensstil kannst du getrost auch etwas von der Schokolade mit dem roten E naschen.

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Bildquelle: Foto von Mehrad Vosoughi von Pexels; CCO-Lizenz