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Vergeude dein schönes Leben! Eine Ode an die Unvernunft

Du steckst dir eine Zigarette an? Ungesund! Tattoo? Später wirst du es bereuen! Wie, du willst ein Jahr nichts tun? Keine Ausbildung, kein Studium, nicht mal ein Praktikum? Das macht sich doch aber total schlecht in deinem Lebenslauf! Und wie, du sparst auf einen alten VW Bus? Mädchen, mit dem hast du nur Ärger! So unvernünftig sollte man nicht sein, schließlich ist das Leben ohnehin schon so kurz.

Was Sinnvolles machen. Bloß nichts tun, bei dem man doch augenscheinlich nicht davon profitiert. Ich kann es nicht mehr hören. Dieses „Lass das“ und „Tu dies“ – Gelaber. Angeblich „verschwenden‟ wir damit unsere kostbare Zeit. Die Zeit ist kostbar, ja. Und eben das absolute Wertvollste was man hat im Leben – deshalb will ich sie absolut überragend nutzen! Dieser ewige Kampf von Herz und Vernunft geht mir auf den Geist!

Möglichst viel aus dem Leben machen – aber bitte nur das Richtige!

Wir tendieren alle dazu, immer rein rational an Dinge heran zu treten, um bloß keine Fehler zu machen. Bloß nichts tun, was einem schaden könnte, was man sich am Ende vorwirft oder gar total bereut. Also laut den anderen. Wir lassen uns von anderen sagen, was richtig ist: Wir schreiben uns für ein Wirtschaftsfach in der Uni ein, weil man damit später gut verdient. Um uns dann zwei Tage vor Studienbeginn wieder zu exmatrikulieren. Kenn ich. Auch mir passiert. In Wirklichkeit schaden wir uns nämlich mehr mit dem falschen Studienfach, werfen uns das später vor und bereuen am Ende nicht doch lieber das studiert zu haben, wofür unser Herz schlägt. Und auch wenn man dann zu hören bekommt, wie falsch das doch ist oder wie unvernünftig, sollte man es trotzdem tun.

Einfach weil es dein Herz dir gerade zuflüstert. Oder einfach nur aus Neugierde. Wie auch immer, tut man es dann nicht, wird man sich ewig fragen, wie es denn gewesen wäre. So ist es mit allem. Vergessen dabei wird oftmals, dass man aus allen Dingen lernt. Aus jeder Erfahrung profitiert. Vielleicht ist es unvernünftig, ja natürlich absolut verständlich, aber umsonst ist es nie. Umsonst ist nur der Tod. Und am Ende sterben wir alle.

Männer gelten als risikobereiter? Mal mehr riskieren, Mädels!

Wir müssen ja nun nicht gleich komplett nach dem Motto „No risk no fun“ leben, aber es ist auch okay, es in manchen Dingen mal zu sein: unvernünftig. Manchmal bringt es uns sogar zu einer Erkenntnis, die wir vorher so nicht gehabt haben. Manchmal müssen wir „das Falsche“ tun, um das Richtige für uns selbst zu sein. Manchmal sind wir zu zögerlich und es kitzelt uns ewig in den Fingern, fühlen zu wollen, wie sich das anfühlt.

Frauen sind laut etlichen Studien vorsichtiger als Männer. Doch angeblich sind die risikobereiten Menschen zufriedener. So Wissenschaftler aus Bonn, die eine Studie in Deutschland mit 20.000 Probanden und Probandinnen führten und schon 2005 behaupteten, dass Menschen, die Risiken eingehen, mit ihrem Leben zufriedener sind. Es macht Sinn: Am Ende machen uns eigentlich nur die Dinge unglücklich, vor denen wir Angst haben, weil es keine Sicherheit gibt. Gehen wir damit aber anders um, werden wir auch glücklicher!

Warum? Warum gerade nicht?

Ich hab mir angewöhnt, mir manchmal einfach kurz die Frage „Warum nicht?“ zu stellen, wenn ich zögere, etwas zu tun, das ich aber eigentlich gerne tun will. Fällt mir kein plausibler Grund dagegen ein, tue ich es. Manchmal verspürt man einfach einen Impuls etwas zu machen. Andere sehen es als unvernünftig, ich aber nicht. Denn im Grunde ist es das Vernünftigste, auf das eigene Gefühl zu hören. Für mich reicht schon die Erfahrung als Grund. Klar, manche Dinge tut man nur einmal, aber trotzdem hat man ja immer was davon. Ist um eine Erfahrung reicher. So raucht man eben mal oder lässt sich tätowieren. Dümpelt ein Jahr umher oder hat seinen Bully mehr in der Werkstatt als auf den Straßen.

All das macht unser Leben aus – all das sind wir, gerade in diesem Moment. Und so studiere ich nun mal was, bei dem ich öfter mal zu hören bekomme, dass ich ja gucken müsste, wo ich damit bleibe. Aber ernsthaft? Mir egal, ich bleibe mir treu.

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Bildquelle: Riccardo Fissore unter CC0-Lizenz