Lea und Leonie kämpfen für Studis in der Pandemie

ZEITjUNG: Ihr seid in eurer Unistadt Münster unter den ersten, die sich aktiv für die Rolle von Studierenden stark machen, und das, obwohl viele mit der aktuellen Situation unzufrieden sind. Könnt ihr euch erklären, warum sich nicht mehr junge Menschen für Veränderungen einsetzen?

Lea: Das habe ich mich auch schon gefragt. Ich wäre normalerweise nicht diejenige, die in so einer Angelegenheit den Anfang machen würde, letztendlich habe ich die Sache aber doch in die Hand genommen, weil sich ansonsten wenig getan hat. Zunächst war ich der Ansicht, dass ein solches Projekt eigentlich jemand hätte übernehmen müssen, der oder die stärker von der Pandemie betroffen ist, seinen Nebenjob verloren hat oder sich finanziell in einer schwierigeren Lage befindet. Im nächsten Schritt habe ich jedoch eingesehen, dass die Leute, auf die das zutrifft, vermutlich einfach keine Energie dazu haben. Einige Studierende müssen momentan nun mal alles daran setzen, ihre Existenz zu sichern und von Tag zu Tag klarzukommen, sodass für umfangreiches Engagement keine mentalen und zeitlichen Kapazitäten mehr verbleiben.

Leonie: Zusätzlich dazu war es ein zentrales Problem, dass viele Studierende gar nicht damit gerechnet haben, so lange von zu Hause aus lernen zu müssen. Ähnlich wie die Politiker*innen haben auch wir von Monat zu Monat gelebt und dachten vermutlich, dass es relativ schnell wieder zu Lockerungen und Öffnungen kommen würde, weshalb wir gar nicht aktiv werden müssten.

ZEITjUNG: Seid ihr bisher zufrieden mit der Reichweite, die euer Brief bekommen hat?

Lea: Ich bin auf jeden Fall froh über jede Unterschrift, aber mehr geht natürlich immer (lacht). Die größte Petition in Deutschland hat bisher knapp 4000 Unterstützer*innen, wenn man jedoch bedenkt, dass das Thema theoretisch drei Millionen Studierende betrifft, ist das daran gemessen relativ wenig.

Leonie: Andererseits machen wir beide das ja auch zum ersten Mal und hätten nicht gedacht, dass es überhaupt so gut läuft und sich für uns so viele interessante Möglichkeiten ergeben. So gesehen können wir also schon sehr zufrieden sein.

ZEITjUNG: Wird sich in den kommenden Wochen hinsichtlich der Situation von Studierenden noch etwas verändern?

Lea: Ich habe schon das Gefühl, dass die Diskussion so langsam ins Rollen kommt. Studierende standen die ganze Pandemie über nicht gerade im Fokus, unter anderem weil es Gruppen gab, die dringender Lösungen gebraucht haben. Hin und wieder wurden zwar einzelne Artikel zu unseren Umständen veröffentlicht, es kam jedoch nie zu dieser großen Welle an Aufmerksamkeit, die es in anderen Bereichen gegeben hat. So langsam entsteht dadurch der Eindruck, dass wir komplett außen vor gelassen werden – dementsprechend steigt auch der Druck auf die politischen Entscheidungsträger*innen. Sie realisieren langsam, dass sie sich mit der Perspektive von Studierenden auseinandersetzen müssen, anstatt nur auf die Meinungen von Außenstehenden zu hören. In Teilen wird das ja auch umgesetzt, wie das Gespräch mit Frau Karliczek zeigt.

ZEITjUNG: Vielen Dank für das Interview!

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Bildquelle: Pixabay on Pexels, CC0-Lizenz