Lea und Leonie kämpfen für Studis in der Pandemie

Gemeinsam mit anderen Kommiliton*innen haben die Masterstudentinnen Lea Rahel Groppe und Leonie Lieberam, beide 25, einen offenen Brief an die Bundesregierung verfasst. Darin fordern sie nicht nur eine Ausweitung der finanziellen Unterstützung während der Corona-Pandemie, sondern auch mehr Anerkennung und Sichtbarkeit für die Gruppe der Studierenden. Wir haben die beiden zum Gespräch über Zoom getroffen.

ZEITjUNG: Wie kam es dazu, dass ihr einen offenen Brief veröffentlicht habt?

Lea: Als Anfang März die ersten schrittweisen Lockerungen bekannt gegeben wurden, war von Hochschulen mal wieder gar keine Rede. Obwohl ich eigentlich keine besonders politische Person bin, hat mich das so frustriert, dass ich endlich etwas dagegen tun wollte. Ich hab mich also hingesetzt, einen Entwurf für den Brief geschrieben und mir unter meinen Kommiliton*innen Gleichgesinnte gesucht, die mein Vorhaben unterstützen wollen. Schließlich sind auch Vertreter*innen des AStA der Uni Münster auf uns aufmerksam geworden und haben uns bei der Optimierung und Verbreitung des Briefes, beispielsweise über den E-Mail-Verteiler der Uni, geholfen.

ZEITjUNG: Wie ging es danach mit eurem Brief weiter?

Lea: Durch die Beteiligung des AStA ist unser Projekt mehr oder weniger zum Selbstläufer geworden. Es wurde unter anderem ein Beitrag im WDR gesendet, in dem auch Bildungsministerin Anja Karliczek zu Wort kam, kurz darauf folgte schließlich eine Einladung zu einer längeren Gesprächsrunde („Karliczek trifft Studierende“, Anm. d. Red.), in der neun Studierende aus ganz Deutschland ihre Forderungen an sie herantragen konnten. Das war für mich natürlich ein wichtiges Ereignis.

ZEITjUNG: War es schwierig, in diesem Gespräch ruhig und sachlich zu bleiben, obwohl man innerlich ziemlich wütend war?

Lea: Ja, tatsächlich war das nicht gerade einfach. Das Ganze ist natürlich ein sehr emotionales und psychisch belastendes Thema, das hat man auch während der Diskussion gemerkt: Eine Studentin hat beispielsweise davon berichtet, dass Bekannte von ihr zur Tafel gehen müssen und ihre Wohnung verloren haben. Das trifft einen schon, vor allem, da ich persönlich nicht in diesem Ausmaß betroffen bin. Auf einige Fragen habe ich von Frau Karliczek auch nicht die Antworten bekommen, die ich mir gewünscht habe. Als ich sie auf die Problematik bezüglich Kindergeld und Krankenversicherung (s.u.) aufmerksam gemacht habe, hat sie behauptet, dass es für eine Nachjustierung nicht ausreichend Gegenrede gegeben hätte und die Regierung daher darauf verzichtet hätte. So eine ausweichende Reaktion enttäuscht einen sehr und lässt durchblicken, dass sich mit manchen Themen auch einfach nicht tiefgreifend genug beschäftigt wurde.

ZEITjUNG: Was genau fordert ihr von der Politik?

Lea: Wir haben vor allem zwei Punkte kritisiert. Der erste betrifft die finanzielle Lage von Studierenden: Frau Karliczek hat ja damit argumentiert, dass die Nothilfen der Regierung einen 450-Euro-Job ersetzen sollen, faktisch ist das allerdings nicht der Fall. Um für die Nothilfe in Frage zu kommen, muss man unter 500 Euro auf dem Konto haben, viele Studierende nutzen Nebenjobs jedoch vor allem ergänzend zu BAföG, Stipendien oder Unterstützung der Eltern. Die Hürden für die Beantragung sind also deutlich zu hoch und müssen dringend abgesenkt werden. Außerdem muss im Hinblick auf die Ausweitung der Regelstudienzeit auch das Kindergeld und die Krankenversicherung berücksichtigt werden. Hier wurde die Bezugsdauer nämlich nicht ausgeweitet, sondern endet immer noch mit dem 25. Geburtstag. Wer aufgrund von Corona sein Studium verlängern musste, fällt dabei aus dem Rahmen.

Leonie: Der zweite wichtige Punkt ist die fehlende Perspektive: Wir wissen nicht, wie es mit der Lehre weitergeht, es gibt keinen wirklichen Stufenplan, ab welchem Inzidenzwert was möglich ist. Wir fordern also, dass uns für die Zukunft klare Aussichten gegeben werden, unsere Planungssicherheit erhöht wird und wir wissen, bis wann wir noch „durchhalten müssen„, wie so oft gesagt wird.