Frau und Mann klatschen sich bei der Arbeit ab

Was macht eine „gute“ Arbeit aus?

Am Ende geht es aber immer noch ums Geld verdienen. Ist der Sinn im Job etwas, das sich nur Gutverdiener leisten können?

Jeder kennt die Bedürfnispyramide von Maslow. Erst wenn Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken, Gesundheit und Familie versorgen, erfüllt sind, kommt die Selbstverwirklichung. Das mag sein. Viele Menschen sind froh, überhaupt Geld verdienen zu können und haben nicht die Wahl mit welchen Tätigkeiten, geschweige denn bei welchem Unternehmen sie dies tun wollen. Andere können sich ihren Job aussuchen und halten gezielt Ausschau nach einem Arbeitgeber, der ihnen eine erfüllende, sinnstiftende Arbeit bietet. Für andere wiederum spielt der Sinn gar keine Rolle. Ich selbst habe lange in einer leitender Position im sozialen Bereich gearbeitet und das, was ich dort verdient habe, stand nicht annähernd im Verhältnis zu der Zeit, die ich aufgewendet habe. Ich habe dies aber zu jeder Zeit mit Herzblut getan – weil es für mich Sinn ergeben hat. Hier habe ich mit vielen Gutverdienern gesprochen, die nicht nachvollziehen konnten, dass ich unverhältnismäßig wenig verdiene und so engagiert und viel arbeite. Dass ich mir eine andere Art von „Luxus“ leiste, haben sie nicht verstanden. Damit meine ich aber natürlich nicht, dass es in Ordnung ist, soziale Dienstleistungen unzureichend finanziell wertzuschätzen.   

In anderen Ländern wie beispielsweise den USA lassen sich (verallgemeinert gesprochen) sehr flache Hierarchien bei der Arbeit beobachten. Glauben Sie, dass sich dieser Trend auch in Deutschland durchsetzt, wenn speziell die jüngeren Generationen immer mehr Freiheit und Möglichkeit zur Selbstverwirklichung fordern?

Flache Hierarchien machen einiges schneller, einfacher und unbürokratischer. Sie funktionieren aber nur, wenn Menschen zusammenkommen, die ihre Verantwortung wahrnehmen. Für mich stellt sich also die Frage, ob junge Menschen, die sich viel Freiheit wünschen und sich selbst verwirklichen möchten, auch bereit sind, die Verantwortung für ihr Handeln und ihre Entscheidungen zu tragen. Ich kenne kaum jemanden, der in 30 Stunden die Welt gerettet hat. Wer sich mit Begeisterung für etwas einsetzt, schaut nicht andauernd auf die Uhr und scheut auch keine Entscheidungen, die unangenehm sind. Wenn sich ausreichend junge Menschen finden, die dazu bereit sind, kann es sein, dass es uns gelingt, in Unternehmen mit flachen Hierarchien erfolgreich zu arbeiten.