„Pinkwashing“: Wenn Pride für Marketing ausgenutzt wird

Inklusion mit Ausnahmen

BMW verkörpert ein bekanntes Beispiel für Pinkwashing. Im Juni 2021 präsentierte der Automobil- und Motoradhersteller sein Firmenzeichen auf der internationalen Instagram-Seite in den Farben des Regenbogens. Gleichsam zeigten die Accounts für Russland oder Saudi-Arabien das BMW-Logo in seiner üblichen Form und Farbe. Jene gehören zu den Ländern, in denen Homosexualität bis heute eingeschränkt oder gar verfolgt wird. Statt sich mit Pride aufrichtig zu solidarisieren und somit vor allem queeren Personen eine Stimme zu geben, die sie in ihrer Heimat nicht haben, beugte sich der Hersteller aus profitablen Gründen den Meinungsbildern seiner Interessent*innen.

Jedoch stellt BMW damit keinen Einzelfall für Pinkwashing dar. Die Marketing-Strategie erfolgt nicht immer so offensichtlich wie im erwähnten Beispiel. Firmen fallen auch unter die Pinkwäscherei, wenn sie sich selbst als divers und inklusiv bezeichnen, die eigenen Mitarbeiter*innen jedoch wenig oder gar nichts davon mitbekommen.

Henri Maximilian Jakobs, Autor und Musiker, ist Transmann und habe diesen Fall schon einige Male durchlebt. Seine ehemaligen Arbeitgeber*innen haben sich oftmals selbst mit dem Label der Diversity beworben. Als Teil der LGBTQIA+-Community habe er jedoch feststellen müssen, dass das Thema abseits der Öffentlichkeit dann leider nie zur Sprache gekommen sei.

Aus Mangel an Wille

Dennoch hat die Problematik einen positiven Aspekt. So moralisch fragwürdig Unternehmen sein mögen, die Pinkwashing betreiben, so leisten sie trotzdem ihren kleinen Beitrag für die Sichtbarkeit queerer Menschen. Gerade in den USA, wo sich die politische Lage unter anderem für trans Personen derzeit in vielerlei Hinsicht verschlechtert, ist jede Art von Unterstützung bedeutsam – egal aus welchem Motiv heraus.

„Die Zeit ist sehr rau. (…) Es ist vielleicht umso wichtiger, (…) dass man Sichtbarkeit schafft, wo man kann. Dass man Gegenwind herstellt.“

Henri Maximilian Jakobs

Das obige Zitat wurde einem Audio-Beitrag der Deutschlandfunk Nova vom 16. Juni 2023 entnommen.

Schade ist nur, dass gerade Konzerne mit viel Reichweite und Kapazitäten die Möglichkeit hätten, mit wenig Aufwand viel zu bewirken. Sei es durch Spendenaktionen an queere Initiativen oder die Förderung von Chancengleichheit. Oder sei es die Regenbogen-Flagge auf dem Firmen-Logo. Dann aber bitte so, dass sich jede queere Person gesehen fühlt – überall und zu jeder Zeit.

Gleich weiterlesen:

Folge ZEITjUNG auf FacebookTikTok und Instagram

Bildquelle: Yoav Hornung via Unsplash; CC0-Lizenz