
PISA-Studie: Warum deutsche Jugendliche beim Erkennen von Fake News scheitern
Die meisten 15-Jährigen in Deutschland finden Informationen im Internet ohne Probleme, doch ihre Fähigkeit, diese zu bewerten, schätzen sie als gering ein. Laut einer neuen Auswertung der PISA-Studie trauen sich weniger Jugendliche in Deutschland im Vergleich zum OECD-Durchschnitt zu, die Qualität der gefundenen Inhalte einzuschätzen oder Fake News als solche zu enttarnen. Die Technische Universität München (TUM) hat diese Ergebnisse aus der jüngsten PISA-Studie analysiert.
Fast 70 Prozent der befragten Jugendlichen geben an, dass sie Informationen leicht finden können. Allerdings fühlt sich nur knapp die Hälfte sicher, deren Richtigkeit bewerten zu können. Im OECD-Durchschnitt liegt dieser Wert höher. Zusätzlich überprüfen lediglich 60 Prozent der Jugendlichen in Deutschland verschiedene Quellen, bevor sie Informationen verwenden. In anderen Ländern tun dies deutlich mehr. Rund ein Drittel der Befragten kontrolliert nicht, ob die geteilten Inhalte in sozialen Medien korrekt sind.
Mangel an Medienkompetenz
Professor Samuel Greiff von der TUM erklärt, dass viele Schülerinnen und Schüler Schwierigkeiten haben, Fake News zu erkennen. Die Ergebnisse der PISA-Studie zeigen laut Greiff einen erheblichen Nachholbedarf beim kritischen Umgang mit digitalen Informationen. Dieser Mangel müsse dringend behoben werden, um Jugendliche besser auf die digitale Welt vorzubereiten.
Für die PISA-Studie wurden 2022 in Deutschland etwa 6.100 Jugendliche an rund 260 Schulen aller Schulformen getestet. Neben ihren Kompetenzen in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften wurden auch ihr sozioökonomischer Hintergrund und ihre Einschätzungen zu digitalen Medien erfasst.
Einfluss von sozioökonomischem Status
Die Analyse der TUM zeigt, dass der sozioökonomische Status der Jugendlichen ihre Medienkompetenz stark beeinflusst. Jugendliche aus besser gestellten Haushalten schätzen ihre Fähigkeiten höher ein. Auch Interesse an digitalen Themen und das Gefühl von Selbstwirksamkeit spielen dabei eine wichtige Rolle. Auffällig ist, dass Mädchen häufiger angeben, Quellen zu vergleichen und Informationen zu überprüfen.
Die Jugendlichen bewerteten zudem die digitalen Kompetenzen ihrer Lehrkräfte. Nur knapp die Hälfte glaubt, dass ihre Lehrerinnen und Lehrer gut mit digitalen Medien umgehen können. Dieser Anteil liegt deutlich unter dem OECD-Durchschnitt. Auch bei der Offenheit für digitale Technologien im Unterricht schneidet Deutschland schlechter ab als andere Länder.
Technische Probleme an Schulen
Digitale Medien sind an deutschen Schulen oft schwer zugänglich oder funktionieren nicht zuverlässig. Nur 60 Prozent der Jugendlichen berichten, dass technische Geräte an ihrer Schule problemlos einsetzbar sind. In anderen OECD-Ländern liegt dieser Wert bei 71 Prozent. Nur 46 Prozent der Befragten geben an, dass digitale Medien im Klassenzimmer einfach verfügbar sind. Auch hier liegt Deutschland unter dem Durchschnitt.
Die TUM-Studie zeigt klar, dass Lehrkräfte unterstützt werden müssen, um digitale Medien in den Unterricht zu integrieren. Sowohl die technische Ausstattung als auch die Weiterbildung der Lehrenden sind essenziell, um die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler zu verbessern.
Hintergrund der PISA-Studien
Die PISA-Studien werden von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) koordiniert. Der deutsche Teil wird von der TUM gemeinsam mit weiteren Bildungsforschungseinrichtungen durchgeführt. Die Ergebnisse der Hauptstudie, die 2023 veröffentlicht wurden, enthielten bereits Hinweise auf Schwächen im digitalen Bereich. Die aktuellen Ergebnisse der TUM zeigen jedoch, dass in Deutschland noch großer Handlungsbedarf besteht, um die Schülerinnen und Schüler auf die Herausforderungen der digitalen Welt vorzubereiten.
Das Original dieses Artikels „Neue PISA-Daten alarmieren: Jugendliche erkennen Fake News nicht – Schulen versagen bei Digitalisierung“ erschien zuerst bei unserem Partner Smart Up News.
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