
Wie Liebe toxisch wird – und warum Männer so oft darüber schweigen
Eine toxische Beziehung ist geprägt von Kontrolle, Manipulation und Momenten, in denen man sich selbst verliert. Auf TikTok teilen viele Frauen offen ihre Erfahrungen mit toxischen Beziehungen und emotionalen Verletzungen. Männer bleiben in diesen Diskussionen dagegen oft unsichtbar. Sie äußern sich kaum zu ihren Erlebnissen – dabei könnten sie genauso betroffen sein.
Warum Männer selten über toxische Beziehungen sprechen
Die Psychologin Yvonne Beuckens sieht einen wichtigen Grund für dieses Schweigen in gesellschaftlichen Rollenbildern. Viele Männer haben gelernt, ihre Gefühle zu unterdrücken und nach außen stark zu wirken. Offen über emotionale Verletzungen zu sprechen, könnte für sie bedeuten, als schwach zu gelten. Diese Angst vor gesellschaftlicher Abwertung hält sie davon ab, ihre Geschichte zu erzählen.
Beuckens stellt klar, dass es kaum Beweise gebe, dass Frauen tatsächlich häufiger in toxische Beziehungen geraten. Sie vermutet, dass Männer ihre Erfahrungen einfach seltener öffentlich machen. Dadurch fehlt in der öffentlichen Wahrnehmung eine wichtige Perspektive. Besonders in sozialen Netzwerken bestimmen vor allem weibliche Stimmen die Debatte über ungesunde Partnerschaften.
Emotionale Abhängigkeit erkennen und überwinden
Wer in einer toxischen Beziehung steckt, verliert oft den Blick für die eigene Unabhängigkeit. Beuckens erklärt, dass emotionale Abhängigkeiten schleichend entstehen und schwer zu durchbrechen sind. Sie beschreibt dieses Muster laut Buzzfeed als „Boiling-Frog-Syndrom“. Der Vergleich spielt auf einen Frosch an, der nicht merkt, dass sich das Wasser um ihn herum langsam erhitzt. Ähnlich übersehen viele Menschen, wie ihre Beziehung sich nach und nach verschlechtert. Trotzdem ist es möglich, sich Schritt für Schritt daraus zu lösen.
Ein erster wichtiger Schritt besteht darin, den Fokus auf andere Lebensbereiche zu lenken. Statt die gesamte Energie auf die Partnerschaft zu richten, hilft es, Freundschaften zu pflegen, Hobbys wieder aufleben zu lassen oder sich beruflichen Projekten zu widmen. Diese Aktivitäten schaffen Distanz und helfen, ein Gefühl der Eigenständigkeit zurückzugewinnen.
Alte Entscheidungen nicht verurteilen
Beuckens rät, sich selbst keine Vorwürfe zu machen. Viele Menschen fragen sich im Nachhinein, warum sie in einer ungesunden Beziehung geblieben sind. Statt sich mit solchen Gedanken zu belasten, sollten Betroffene überlegen: „Was habe ich daraus gelernt? Was mache ich beim nächsten Mal anders?“
Diese Selbstreflexion kann helfen, vergangene Fehler als wertvolle Lektionen zu sehen. Wer versteht, welche Bedürfnisse oder Ängste zu bestimmten Entscheidungen geführt haben, kann in der Zukunft bewusster handeln. Der Blick in die Vergangenheit sollte nicht dazu dienen, sich herunterzuziehen, sondern die eigene Entwicklung zu erkennen und zu würdigen.
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Bild: Pexels; CC0-Lizenz