Rassismus-Report: Deutschland belegt Platz 1 in der EU

Intersektionale Diskriminierung

Wichtig zu erwähnen ist noch, wie die Frage formuliert wurde. Diese beschränkte sich nämlich nicht allein auf Diskriminierung aus rassistischen Gründen und wurde wie folgt gestellt:

„In the past 5 years[/12 months] in the country (or since you have been in [country]), have you ever felt discriminated against for any of the following reasons? Skin colour; ethnic or immigrant background; religion or religious beliefs; age; sex/gender; disability; sexual orientation; gender identity or gender expression; other (please specify).“

Nun lässt sich daraus aber nicht gleich ableiten, dass diese Menschen vielleicht nicht wegen ihrer Herkunft oder Hautfarbe, sondern nur aufgrund anderer Merkmale diskriminiert wurden. Zum einen schließt nämlich das eine das andere nicht aus: Im Fall, dass eine Person aufgrund mehrerer unterschiedlicher Merkmale diskriminiert wird, spricht man von intersektionaler Diskriminierung.

Zum anderen wird im weiteren Verlauf des Reports (Seite 35) genauer auf die angegebenen Gründe der Diskriminierung eingegangen. In den meisten Fällen wurden Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe diskriminiert (38 Prozent), dann aufgrund ihres ethnischen Hintergrunds oder Migrationshintergrunds (30 Prozent). Dem Großteil der von Schwarzen Menschen erlebten Diskriminierung liegt also eine rassistische Motivation zugrunde.

Was sagt uns dieser Report?

Es ist ein beliebtes Argument rechter Kreise, zu sagen, dass keine solche Diskriminierung stattfinden würde, weil sie per Gesetz verboten ist. Damit ignoriert man aber nicht nur die Tatsache, dass sich Menschen nicht immer an die Gesetze halten, sondern geht auch davon aus, dass jeder Verstoß vor Gericht landet und geahndet wird – möge er noch so klein erscheinen. Denn selbst die kleinsten Vorfälle können prägend sein und für ein allgemeines Klima sorgen, in dem größere Vorfälle immer wahrscheinlicher werden.

Wenn uns dieser Report also eines klarmachen will, dann dies: Mit Anti-Diskriminierungs-Gesetzen allein ist unser Kampf gegen Rassismus und andere Formen der Diskriminierung noch lange nicht gewonnen.

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Bildquelle: Mikhail Nilov via Pexels, CC0-Lizenz