Raubkunst im Museum – Wie gehen wir damit um?

Wir sind noch nicht am Ende angelangt

Wir sollten uns aber auch darüber im Klaren sein, dass noch viel mehr getan werden muss: Die Zahl an sogenannten „Objekten aus kolonialen Unrechtsverhältnissen“ in europäischen Museen ist immer noch viel zu hoch und in anthropologischen Sammlungen finden sich bis heute die Gebeine von Opfern des Kolonialismus – wieso zum Teufel ist das denn nötig?! Schätzungen nach befinden sich etwa 80 bis 90 Prozent des afrikanischen Kulturguts im Ausland, dabei sollte es doch das Eigentum der Menschen sein, die es hervorgebracht haben.

Das ist, als würde ich gewaltsam in ein fremdes Haus einbrechen, die darin wohnende Familie ermorden und im Anschluss das Haus niederbrennen. Bei der Gelegenheit lasse ich noch ein Familienfoto und ein paar andere persönliche Besitztümer mitgehen, die ich mir dann in die eigene Vitrine stelle, weil „die ja so schön exotisch und interessant sind“. Wenn der Urenkel dann eines Tages an meine Tür klopft und die einzige Erinnerung an seine Familie zurückhaben will, die ihm bleibt, dann entgegne ich: „Naja, was passiert ist kann man nicht rückgängig machen. Darum behalt die Sachen auch – kann die Vitrine ja nicht leerstehen lassen. Echt schade, aber haste halt Pech gehabt!“. Ist diese Ungerechtigkeit denn so schwer nachzuvollziehen?

Es geht nicht nur um Gerechtigkeit

Die Geschichte des afrikanischen Kontinents ist weitaus älter als der Kolonialismus: Wusstest du etwa, dass im 14. Jahrhundert der reichste Mensch der Welt in Afrika lebte? Mansa Musa war der Herrscher von Mali, dem größten Reich westafrikanischer Geschichte. Auf seiner Pilgerfahrt nach Mekka hat er so viel Geld ausgegeben, dass er den ägyptischen Dinar während seines Aufenthalts um ein Viertel seines Wertes senkte. Überreste davon in seiner Heimat suchen wir jedoch meist vergebens. Bei der Frage nach der Rückgabe von kulturellem Eigentum geht es also nicht nur um die drängende Forderung nach Wiedergutmachung, sondern auch um den Rückgewinn der eigenen kulturellen Identität und Vergangenheit.

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Bildquelle: Wikimedia Commons; CC BY-SA 4.0