Mann und Frau liegen kuschelnd im Bett

Coming home: Nach einer langen Reise zurück zu Hause

Alle reden nur vom Weggehen, aber niemand spricht übers Heimkommen – und darüber, wie es sich anfühlt, plötzlich nicht mehr durch die weite Welt zu wandern, sondern wieder im 20 Quadratmeter kleinen WG-Zimmer zu sitzen.

Die letzten vier Monate waren wahrscheinlich die ereignisreichsten vier Monate meines Lebens, denn ich habe sie nicht in Deutschland, sondern in Lateinamerika verbracht. Und jetzt? Naja: Jetzt bin ich wieder zurück in Deutschland. Nach diesen vier Monaten, in denen ich so viel erlebt habe, dass sie mir wie ein eigenes kleines Leben vorkommen.

Umso erstaunlicher ist es, wie schnell man gedanklich und emotional wieder in den Umständen ankommt, die man zuvor als sein Leben bezeichnet hat. Menschen sind Gewohnheitstiere, sagt man. Weiß doch jeder. Aber ehrlich gesagt hätte ich nicht damit gerechnet, dass ich mich nur eine Woche nach meiner Rückkehr wieder so an meinen früheren Alltag und mein früheres Umfeld gewöhnt haben würde.

In erster Linie habe ich mich natürlich gefreut, meine Liebsten wiederzusehen. Besonders schön war dabei bei jeder einzelnen Reunion das Gefühl, dass sich zwischen mir und der anderen Person eigentlich gar nichts verändert hat.

Aber genau das ist es auch, was sich zugleich merkwürdig anfühlt. Denn dadurch, dass die zwischenmenschlichen Beziehungen sich weitestgehend noch genauso anfühlen wie zuvor, bekommt man leicht den Eindruck, dass sich generell einfach gar nichts verändert hat. Dass man einfach in sein altes Leben zurückgekehrt ist – nach einer vier-, sechs oder zwölfmonatigen Pause. Und das ist seltsam, denn eigentlich will man doch realisieren, dass sich irgendetwas verändert hat, wenn man wieder zurückkehrt.

Das Leben geht weiter

Aber das Leben geht irgendwie einfach weiter. Anfangs ist die Rückkehr noch geprägt von der Reise und den Erfahrungen, die man gesammelt hat. Jede Person, die man zum ersten Mal wiedersieht, fragt danach, will Bilder sehen und Geschichten hören.

Man selbst hat einige Erledigungen zu machen, die mit der Reise zusammenhängen. Beispielsweise habe ich mir nach meiner Rückkehr mein Reisetagebuch durchgelesen und die Zeit Revue passieren lassen. Klassischerweise druckt man natürlich auch Bilder aus, um ein Fotoalbum über diese ganz besondere Zeit im Leben zusammenzustellen – eine Zeit, die man am liebsten nie vergessen würde, und die nun irgendwie doch schon nur noch in den eigenen Erinnerungen existiert. Und selbst die verblassen schneller, als es einem lieb wäre.

Auch den Rucksack auszupacken, fühlt sich seltsam an. Wäsche waschen, danach wieder alles an Ort und Stelle räumen – so als wäre man nie unterwegs gewesen. In diesem Rucksack war in den vergangenen vier Monaten einfach mein komplettes Leben verstaut. Und jetzt ist da nichts mehr.