Mann liegt in Geld. Bild: Pexels

„Und morgen bin ich Millionär!“– Von Schneeballsystemen und Network Marketing

Ich schließe das Fenster und mache mich auf die Suche nach ähnlichen Unternehmen

Bei meiner Recherche treffe ich auf die verschiedensten Firmen. Allesamt sehr überzeugt von ihren Produkten und alle im Bereich der Nahrungsergänzungsmittel aktiv. Macht ja auch Sinn. Schön und jung sein, das wollen wir doch alle. Außerdem sind diese Mittel leicht zu produzieren, gelten als Lifestyleprodukt und sind gut verschickbar. Eine Option, an die FlowTex damals wohl noch nicht dachte. Viele von diesen Unternehmen sitzen in den USA, Italien oder England. In Deutschland findet sich keins. Warum das so ist, wissen wir mittlerweile.

Dass auf diese Masche tatsächlich sehr viele Menschen hereinfallen, zeigen diverse Erfahrungsberichte auf YouTube, Instagram und Co. Junge Frauen und Männer erzählen hier von sektenähnlichen Strukturen. Von dem Verlust des Ersparten, von allergischen Reaktionen auf die Produkte, von Druck und Erfolglosigkeit. Richtig Geld gibt es nur, wenn man im System ganz nach oben aufsteigt und quasi seine eigene Großmutter verkauft. Tut man das nicht, wird es wohl eher nichts mit dem Millionärsleben. Und auch sonst ist das Versprechen, dass alles „ganz einfach und schnell“ geht, völlig gelogen. Das Anwerben von neuen Mitgliedern frisst Zeit und Nerven. Interessant ist auch, dass ich die einzig wirklich positiven Artikel über diese Unternehmen auf Wirtschaftsblogs oder in Börsenmagazinen finde. Denn eins steht fest, sie haben einen riesigen Zuwachs von Vertriebspartnern. Klar, wenn jeder dieser Vertriebler ein 22-jähriger Julius hinter seinem Smartphone ist. Und auch dieser merkt relativ zügig, wie aufwendig diese Art von Unternehmertum dann doch ist, wenn man gar nicht weiß, für wen man da eigentlich arbeitet.

Das merkt jetzt auch Chiara, bei der ich mich freundlich bedanke und verabschiede, indem ich ihr meinerseits die Links zu Erfahrungsberichten, Urteilen und dem Verbraucherschutz weiterleite. Tut mir leid für ihre Provision. Aber ich werde dann doch lieber keine Millionärin. Geld ist ja auch nicht alles.

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Bildquelle: cottonbro von Pexels; CC0-Lizenz