Sex und Soda: Generation Beziehungsunfähig – immer noch?

Jede Generation hat ihre Stigmata. Die Generation Y (80er bis Ende 90er geboren) gilt als unfähig eine gute und gesunde Beziehung zu führen. Aber ist das nicht genauso ein Klischee, wie die Vorstellung, dass in den 70ern jeder mit jedem Sex hatte? 

Der Bestseller „Generation Beziehungsunfähig“ von Michael Nast von 2016 ist jetzt in den Kinos. Wieder mal werden die Menschen der Generation Y als abgestumpfte One-Night-Stand-Fanatiker*innen illustriert. Ein Hauptdarsteller (Frederik Lau), der nichts anbrennen lässt, trifft auf eine Frau (Luise Heyer), die selbst nichts mehr fürchtet als eine Beziehung. Ist es fünf Jahre nach der Erscheinung des Buchs immer noch so, oder war es vielleicht gar nie so? 

Alles dabei 

Ich habe zwei Jahre lang ziemlich genau den Lifestyle dieser Geschichte gelebt. Ich hatte kaum eine Woche ohne Tinderdate und habe nichts mehr genossen als die Spannung bei einem heißen Abend. Obwohl ich mich lange gegen Tinder gewehrt hatte, wurde es zu meinem neuen Lieblingshobby. Denn es bietet so viel, wenn man Single ist. Man kommt endlich aus seinem Dunstkreis raus und lernt Leute abseits seiner Bubble kennen. So habe ich unter anderem einen Tierdoku-Filmer, einen Gewerkschafter, ein paar Ingenieure, einen Unternehmensberater, einen Pädagogen, einen Biochemiker usw. gedatet. Ihr merkt: Es waren viele! Manche waren älter, manche waren jünger. Manche hatten Kinder, manche eine Freundin. Manche waren toll, manche waren nicht so toll. Aber (fast) alle waren eine Erfahrung wert. Dabei hatte ich die ganze Zeit nie das Gefühl, dass ich eine Beziehung will oder brauche. Im Gegenteil. Wenn ich daran gedacht hatte, schnürte sich meine Kehle zu. Aber trotzdem habe ich kein einziges Mal gedacht, dass ich beziehungsunfähig sei.