Frau fährt Auto

Alltagssexismus: Edition Autobahn

Hat man dann doch ein paar nette Mitfahrer*innen gefunden, kann die Reise endlich losgehen. Für ein paar Stunden läuft alles glatt, die Straßen sind frei, es läuft gute Musik, die Stimmung ist angenehm. Ich setze zwei Mitfahrer ab, es bleiben eine junge französische Studentin und ich. Wir unterhalten uns gut und sie erzählt mir, dass sie Apache 207 feiert. Nice, jetzt läuft Roller und wir kommen auf der leeren Autobahn zügig vorwärts. Ich überhole einen roten Seat und wechsle zurück auf die rechte Spur. Ich schaue aufs Navi und zurück auf die Straße. Im Augenwinkel etwas Rotes. Der Seat von eben überholt uns jetzt, schert vor uns ein und wird langsamer. Wie komisch manche Menschen fahren, denke ich. Können es nicht aushalten, dass jemand anderes vor ihnen fährt. Ich sehe einige LKW vor uns, wechsle die Spur und überhole die LKW und den Seat. Der Seat überholt uns. Nein, er bleibt einfach neben uns auf der linken Spur auf gleicher Höhe. Ich schaue nach links und ein Mann zwischen 40 und 50 Jahren glotzt uns an und grinst. Offensichtlich freut es ihn, dass er meine Aufmerksamkeit erhascht hat und dass ich ihm ins Gesicht geschaut hab. Mich ärgert es, dass ich diesem Deppen die Genugtuung verschafft habe. Das Spielchen geht weiter. Eine Stunde lang werden wir überholt und zum Überholen gezwungen. Wenn ich ihn überholen will, gibt er Gas und bleibt auf unserer Höhe oder überholt mich rechts. Irgendwann kotzt es mich an. Dass jemand neben mir immer mein Tempo fährt, ist bei 120 km/h einfach saugefährlich. Er chillt da in meinem toten Winkel, riskiert einen Unfall, einfach nur um zwei junge Mädels anzugaffen. Ich werde sauer. Meine Mitfahrerin kann es auch nicht fassen. Sie macht ein Foto vom Nummernschild, einfach für den Fall der Fälle. Wir werden unseren Verfolger erst los, als wir von der Autobahn abfahren. Als wir zehn Minuten später eine Pause machen, schaue ich mich trotzdem überall um, ob er uns nicht gefolgt ist, bevor wir aussteigen. In mir kocht die Wut.