Newcomer Sharaktah: "Für mich ist das Zeigen von Emotionen eigentlich das Stärkste, was man machen kann." Foto von Philipp Pritzkow; © Sony Music

Musikmachen als Eigentherapie – Sharaktah: „Almost Home“

ZEITjUNG: Du rappst, singst und benutzt Instrumente – du spielst und benutzt etwa auch sehr stark die Gitarre in deiner Musik. Würdest du dich einem bestimmten Musikgenre zuordnen wollen?

Sharaktah: Die Basis für meine Musik bildet auf jeden Fall der Hip-Hop, dazu kommen dann Einflüsse aus dem Rock und Singer-Songwriter-Genre.

ZEITjUNG: Und gibt es da musikalische Vorbilder, die dich besonders inspiriert haben?

Sharaktah: Mit 13 Jahren war es etwa Linkin Park, besonders Chester Bennington – wie er Emotionen in Musik verpackt und damit viele Leute mitgerissen hat. Er ist auf jeden Fall ein großes Vorbild für mich. Aber auch Künstler*innen wie Post Malone, die Singsang mit Rap kombiniert haben – wie es jetzt seit ein paar Jahren auch in Deutschland passiert.

ZEITjUNG: Deine Musik ist ebenfalls sehr emotional. Darin beschäftigst du dich vor allem mit den Problemen junger Leute – Themen wie Planlosigkeit, Kontrollverlust oder Einsamkeit, mit denen sich besonders jetzt viele identifizieren können. War das schon immer die Musik, die du machen wolltest?

Sharaktah: Ich hab eigentlich schon immer Musik gemacht, um mich selbst zu therapieren – meine Emotionen aufzuschreiben und auch damit umzugehen. Aber ich habe auch immer gemerkt, dass meine größte Motivation und das, was mir am meisten Spaß macht, ist, anderen Leuten über meine Musik etwas zu vermitteln und zu helfen. Was ich teilweise für Nachrichten bekomme, ist einfach unfassbar. Daraus ziehe ich auch meine Energie, immer weiter Musik zu machen.

ZEITjUNG: Dieser „Therapiegedanke“ ist besonders im Rap nicht weit verbreitet und wenn, dann heißt es nur „bleib stark“. Wie wichtig ist es denn für dich, auch mal Schwäche zu zeigen?

Sharaktah: Also mir persönlich ist es das Wichtigste. Ich finde dieses normale Hip Hop-Klischee, zu sagen, ich wäre der Krasseste, ist eher Mentalität als Emotion – mehr „Produkt“ als emotionale Aufarbeitung. Aber für mich ist das Zeigen von Emotionen eigentlich das Stärkste, was man machen kann.

ZEITjUNG: Und die Resonanz vonseiten der Fans war bisher ja auch sehr gut, soweit ich das beurteilen kann. Hattest du auch Leute, die meinten „Ey, das ist doch kein Hip Hop mehr“?

Sharaktah: Letzte Woche hab ich mein erstes Konzert in Berlin gespielt und da kann ich nur sagen, dass die Reaktionen bisher echt verrückt waren. Ich bin ja noch kein großer Artist, aber da sind Leute einfach aus Bayern oder sogar der Schweiz angefahren und das für eine Show, die nur knapp eine Stunde ging (weil wir ja jetzt auch nicht so viele Songs haben) – einfach nur, um dabei zu sein. Da war einfach Gefühl drinnen! Und das Feedback nach dem Konzert, um nochmal darauf zurückzukommen, war einfach krass. Da stehen dann Leute, die dir sagen: „Ey, danke. Das hilft mir. Es hat sich wirklich gelohnt, die sechs Stunden hierher zu fahren“. Ich finde, das ist das beste Feedback, was man haben kann. Klar gibt es vereinzelt Leute, die in den Kommentaren unter meinen Musikvideos Dampf ablassen, aber wenn dann jemand eine so lange Anfahrt in Kauf nimmt, um dich live zu sehen, dann hast du diese Person mit deiner Musik auf jeden Fall abgeholt.

ZEITjUNG: In diesem Ausmaß schafft das auch nur Musik.

Sharaktah: Vor allem schaffen das Emotionen! Die Leute kommen ja jetzt nicht, weil sie den Beat geil finden, sondern weil sie diese Musik so sehr fühlen.