Zickenkrieg auf Twitter: Leben und leben lassen

Sie sind Plattformen für Shitstorms, Hetzaufrufe und üble Hasskommentare: Auf sozialen Medien vergeht wohl kein Tag, an dem nicht wieder irgendjemand aneinandergerät. Im Netz sind diese sogenannten „ Twitter Beefs“ bereits legendär. Uns fällt dabei eines besonders auf – vor allem Frauen haben dabei immer wieder ihre Finger im Spiel. Nicht mal zu Ehren des Weltfrauentags schien die Damenwelt sich zurückhalten zu können. Schade eigentlich.

Am 7. März fiel zum Beispiel keiner Geringeren als Kim Kardeshien nichts besseres ein, als ein Nackt-Selfie von sich zu posten. Auf dem Bild zeigt sie alles bis auf Brüste und Schambereich und titelt es mit den inspirierenden Worten „Wenn man halt nichts zum Anziehen hat LOL“. Damit schien die Schauspielerin Chloe Grace Moretz, die momentan mit dem Film „Die fünfte Welle“ die deutschen Kinos erobert, ein kleines oder auch großes Problem zu haben und antwortete pünktlich zum Weltfrauentag mit dem Retweet „Ich hoffe, dass du irgendwann realisierst, dass junge Mädchen so viel mehr zu bieten haben als ihren Körper.“ Etwas später schaltet sich auch Bette Midler, eine amerikanische Comedylegende, ein und schreibt: „Wenn Kim uns etwas von sich zeigen wollte, was wir noch nicht gesehen haben, dann müsste sie die Kamera schon runterschlucken.“

 

 

So amüsant diese Konversation auf den ersten Blick klingen mag, so traurig ist sie, wenn man mal hinter die Fassade blickt. Wie konnte es soweit kommen, dass viele Frauen sich heutzutage nur dann gut zu fühlen scheinen, wenn sie sich auf sozialen Netzwerken profilieren können? Ja, natürlich verstehen wir, warum Moretz sich aufregt. Kein Mädchen sollte einem unrealistischen Schönheitsideal nachjagen und glauben, es sei nur mit dem perfekten Körper etwas wert. Auf der anderen Seite: Warum sollten Frauen nicht einfach Bilder von sich posten und ihren Körper zeigen dürfen, wenn sie ihn schön finden und mit sich zufrieden sind?

Leben und leben lassen

Jedem das seine. Eine einfache Devise – doch genau deshalb, weil man sich im Internet auf Meinungsfreiheit beruft, scheint sie hier schier unmöglich. Da gibt jeder seinen Senf dazu, ungefragt. Aber warum vor allem die Frauen? Warum müssen sie das Klischee des „Zickenkriegs“ hier bittere Realität werden lassen? Weil es einen Streitpunkt gibt, der wohl für immer Konfliktpotenzial haben wird – denn auf denn ersten Blick geht es sie alles etwas an: Sie streiten sich ums Frausein. Aber was macht die ideale Frau aus? Genau das wird immer wieder heiß diskutiert. Und dabei prallen unendlich viele verschiedene Sichtweisen aufeinander, niemand gesteht sich ein: Es gibt bei dieser Frage keinen Konsens. Denn das muss jeder für sich selbst entscheiden. Leben und leben lassen. Klingt einfach? Ist es auch.

 

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Bildquelle: Titel:  Einbettungen: twitter.com