Sommer, Sonne, FOMO: Die Angst davor etwas zu verpassen
Der Frühling ist da. ENDLICH! Die Temperaturen klettern langsam wieder nach oben, die Menschen drängen von überall nach draußen. Student*innen versammeln sich am See und es wird gegrillt, überall herrscht gute Laune. Gleichzeitig steigt der Druck, rauszugehen und unbedingt etwas machen zu müssen. Denn nicht immer hat man Lust dem Geheiß der Sonnenstrahlen zu folgen. Das ist an sich auch gar nicht das Problem. Schwierig wird es dann, wenn man daheimbleibt und sich dabei schlecht fühlt, es gar nicht richtig genießen kann, weil man das Gefühl hat, etwas zu verpassen. Dieses Phänomen nennt sich FOMO, also „The fear of missing out“.
Dahinter steckt oftmals das Bedürfnis nach Nähe und Kontakt zu anderen Menschen. FOMO kann ein gesundes Anzeichen dafür sein, dass man tatsächlich zu viel Zeit innerhalb der eigenen vier Wänden verbringt und man die Komfortzone mal wieder verlassen sollte. Doch häufig sind gerade Menschen davon betroffen, die durchaus viel Zeit mit anderen verbringen und beinahe krankhaft ihre gesamte Woche durchtimen. Und dann gibt es noch diejenigen, die sich zwar Tage und Abende für sich herausnehmen, sich dann aber schlecht fühlen und die Zeit allein nicht wirklich genießen können. Doch woran genau liegt das eigentlich?
FOMO und Social Media
Verstärkt und ausgelöst wird FOMO unter anderem durch Social Media. Auf Instagram und Co wird einem ständig vor Augen geführt, auf welcher superhippen Party die einen wieder sind und was für einen tollen Urlaub die anderen haben, während man selbst auf der Couch lümmelt und eine Netflix-Serie schaut. Mithalten kann das mit den Insta-Stories nicht. Und schon drehen sich die Gedanken: Müsste ich nicht auch noch irgendwo hin? Stimmt mit mir etwas nicht, weil ich an einem Samstagabend lieber allein sein will, anstatt etwas mit anderen zu machen? In diesem Moment fühlt es sich prompt so an, als hätte die ganze Welt mehr Spaß als man selbst. Es folgt ein Gefühl von Einsamkeit.
Einfach mal faul sein
Verstärkt wird FOMO ebenfalls durch den schlechten Ruf, den das Nichtstun hat. So ist es kein Geheimnis, dass es in unserer Gesellschaft besser angesehen ist, wenn man etwas Produktives macht, dazu zählen auch Freizeitbeschäftigungen, als das man einfach mal gar nichts tut. In vielen Köpfen sind diese Prämissen tief verwurzelt. Faul zu sein muss man sich schließlich erst verdienen und selbst dann, gestatten wir es uns nicht, auf der faulen Haut zu liegen, sondern fühlen uns schlecht, weil wir die wenige Freizeit, die uns vom Tag bleibt, nicht effizient genutzt haben. Dabei vergessen wir oft eines, auch Freizeitstress ist Stress. Spätestens wenn man mit einem Infekt im Bett liegt, oder psychisch nicht mehr kann, merkt man, dass eine Pause längst überfällig war. Die Fähigkeit einmal nichts tun zu können ist jedoch wichtig, um die Akkus einmal wieder vollständig aufzuladen und sollte fester Bestandteil einer gesunden Work-Life-Balance sein. Man muss nicht immer funktionieren, Zeit darf auch mal unproduktiv verschwendet werden.
FOMO hindert einen daran, sich Zeit für sich selbst einzuräumen, Nein zu sagen, wenn es einem gerade zu viel ist, oder mit gutem Gewissen einmal nichts zu tun. In übertriebenem Maße ist dieses Gedankenmuster ungesund und kann im schlimmsten Fall sogar krank machen. Betroffene sollten daher zunächst herausfinden, was dieser Angst genau zugrunde liegt, um Schritt für Schritt dagegen angehen zu können.
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