Fütterer is(s)t anders: Warum wir Katzen streicheln und Schweine essen
Woran liegt das?
Klar, das, was da in unseren Köpfen passiert, ist zunächst einmal eine kognitive Dissonanz. Wir wissen zwar, dass die Wurst irgendwann mal ein Schwein war, vergessen jedoch, was das bedeutet. Wir verdrängen den Prozess der Schlachtung. Wir wollen vergessen, was passieren muss, damit wir 500 Gramm grobe Bratwurst im Supermarkt kaufen können. Sprechen wir Menschen dann während des Grillens auf den ausgeblendeten Prozess an, reagieren sie häufig gereizt. Sie wollen nicht auf den blinden Fleck aufmerksam gemacht werden. Wollen sich den Genuss nicht verderben lassen. Dieses Phänomen nennen Forscher das Meat-Paradox. Der omnivore Mensch trägt zwei unvereinbare Ansichten im Kopf. Tierliebe und Fleischgenuss. Diese kann er jedoch nicht gleichzeitig ausleben und das verursacht massiven Stress. Die Lösung? Verdrängung und Aggression.
Auch die Werbung hilft dem Menschen da sehr, denn schließlich sind auf den Milchverpackungen lächelnde Kühe zu sehen und auch die Schweine auf der Wurst schauen superglücklich drein. Dass die Realität anders aussieht, wollen die Wenigsten wahrhaben.
Und noch etwas hilft uns bei der Verdrängung: Der Speziesismus.
Ein Begriff, der komplizierter scheint, als er ist. Denn bei Speziesismus handelt es sich um die Diskriminierung von Lebewesen aufgrund ihrer Artzugehörigkeit. Dies kann dann dazu führen, dass das Leid oder der Wert eines Lebewesens geringer bemessen wird, weil es nicht einer bestimmten Spezies angehört. Das ist natürlich ein Unding, aber auch ganz schön praktisch für unser Gehirn. Denn das muss nun nicht mehr ständig abwägen, sondern kann sich einfach für das Wohl des höhergestellten Lebewesens entscheiden. Es baut sozusagen eine Wertabstufung auf. Dabei steht in westlichen Ländern ganz oben der Mensch. Darunter kommen dann Haustiere, die auf keinen Fall gegessen werden. Also Hund und Katze. Den dritten Platz belegen Tiere, die nicht ganz der Kategorie Haus- oder Nutztier zugeordnet werden können. Zum Beispiel Pferde oder Kaninchen. Alles, was danach kommt, ist Nutztier und wird von uns auch so eingestuft.
Dabei muss uns jedoch klar sein, dass diese Kategorien nur konstruiert sind.
Das sieht auch PETA so und hat deshalb eine neue Kampagne zu Speziesismus ins Leben gerufen.
Die Tierschutzorganisation möchte aufklären. Über die Rechte von Tieren und unsere Art, mit ihnen umzugehen. Aber auch über den Gottkomplex, den wir an den Tag legen, wenn wir uns das Recht herausnehmen, über den Wert von Lebewesen zu urteilen. Eine Denkweise, die gerade uns Deutschen ziemlich sauer aufstoßen sollte. Auch die Bibel hat uns da keinen Gefallen getan, denn auch hier heißt es, wir sollen uns die Erde untertan machen. Da merkt man mal, wie lange diese vermeintliche Überlegenheit schon in unseren Köpfen verankert ist.