Die charakteristischen Kostüme aus Squid Game. Bild: Netflix

Squid Game: Zwischen Netflix-Genie und gefährlicher Faszination

Faszination Battle Royale

Den Begriff Battle Royale gibt es nicht erst seit Fortnite, sondern schon viel länger. Das Computerspiel leitete das Spieleprinzip aus dem gleichnamigen japanischen Roman „Battle Royale“ aus dem Jahr 1999 und dem zugehörigen Spielfilm aus dem Jahr 2000 ab. Darin werden Schüler*innen jedes Jahr gezwungen, sich gegenseitig zu töten. Eine offensichtliche Faszination ist die Ungewissheit – wer wird sterben und wer wird überleben? Aber gerade auf der Leinwand kann diese arenahafte Art als eine besondere Weise des Storytellings verwendet werden. „Squid Game“ ist an sich nicht schwer zu verstehen. „Der Regisseur ist sichergegangen, dass die Regeln der Spiele sehr simpel gehalten sind, auch wenn man sie nicht kennt – und ich glaube, das war ein wichtiger Schlüssel zum internationalen Erfolg“, äußerte sich Netflix Vice President of Content South Korea Minyoung Kim zu der Serie aus dem eigenen Land. Wenn man möchte, kann man nebenbei mal den Instagram-Feed übers Handy checken oder sich eine Sprachnachricht reinziehen, ohne danach Probleme zu haben wieder in die Handlung zu finden. 

Gleichzeitig kann die oft begrenzte Spielfläche dafür genutzt werden, gesellschaftliche Themen in einer viel kleineren Dimension darzustellen, um so auch eine Tiefe für die aufmerksameren Zuschauer*innen zu schaffen. Während in Suzanne Collins Roman die Teilnehmer*innen noch gezwungen werden an den alljährlichen Hungerspielen von Panem teilzunehmen, gelingt den Machern aus Südkorea ein interessanter Twist. 

Quelle: Netflix „Squid Game“ Staffel 1

Alle Charaktere, die zu den Spielen in „Squid Game“ „eingeladen“ werden, sind aus unterschiedlichen Gründen hochverschuldet und könnten die 45,6 Milliarden Won, die dem Gewinner winken, gut gebrauchen. Die Teilnahme selbst ist freiwillig. Nicht nur werden dadurch die Charaktere aktiv zu Entscheidungen gezwungen, die ihnen eine klare Agenda verschaffen, sondern es beinhaltet auch einen klaren Denkanstoß. „Squid Game“ ist eine symbolische Darstellung unserer Welt, in der eine kleine Elite unverhältnismäßig reich ist und alle anderen wortwörtlich um ihr Leben kämpfen müssen. Dabei ist dieses Problem nicht an ein Land oder eine bestimmte Region gebunden. Man kann auf globaler Ebene die Ausbeutung der Entwicklungs- durch die Industrieländer herananführen, oder vielleicht sogar wichtiger, Parallelen aus dem eigenen Leben erkennen. Die meisten Menschen haben Phasen im Leben, in denen sie jeden Cent doppelt und dreifach umdrehen müssen und können die Probleme der Teilnehmer*innen deswegen umso besser nachvollziehen. Das schafft nicht zuletzt Sympathie mit den einzelnen Charakteren, was nur noch mehr vor den Bildschirm fesselt. 

Klar ist aber auch, dass allein eine gute Geschichte nicht ausreicht, um ein Millionenpublikum zu begeistern.