Die charakteristischen Kostüme aus Squid Game. Bild: Netflix

Squid Game: Zwischen Netflix-Genie und gefährlicher Faszination

Die Rolle von Netflix

Um an den brutalen Spielen teilnehmen zu können, müssen Interessenten in „Squid Game“ eine bestimmte Telefonnummer auf einer Visitenkarte anrufen, die im Laufe der Serie eingeblendet wird. In Folge wurden seitdem Menschen, die eine ähnliche Rufnummer besitzen, kontaktiert. Teilweise waren es kurze Textnachrichten mit dem Satz „Ich nehme am Squid Game teil“, teils wurden sie sogar beleidigend. Was für die Betroffenen in bis zu 2.000 Nachrichten pro Tag endete, schenkte Netflix jede Menge zusätzliche Berichterstattung und kostenlose Werbung. Jetzt nun von Vorsatz zu reden, würde vielleicht zu weit gehen. Ob die Macher*innen tatsächlich solche Folgen abgesehen haben, wird vermutlich nie bewiesen werden können. Dass bei einem solchen Großprojekt und einem milliardenschweren Konzern wie Netflix nicht mit Telefonstreichen gerechnet wird, wenn eine Nummer in die Kamera gehalten wird, darf aber zumindest angezweifelt werden. 

Fakt ist, dass Netflix Marketing kann. Und warum nicht auf altbewährtem aufbauen? Nach der Ausstrahlung der spanischen Serie „Haus des Geldes“ schoss die Nachfrage für die charakteristischen Kostüme der Protagonisten durch die Decke – und nun wird sich die Geschichte mit den Kostümen von „Squid Game“ wiederholen. Nicht zuletzt bietet die Serie mit ihren ausdrucksstarken Bildern eine perfekte Grundlage für dutzende Memes – von denen sogar selbst die Macher*innen einige gestreut haben sollen, um den Hype loszutreten. 

Gehen diese ausdrucksstarken Bilder dabei gerade im Bereich der Gewaltdarstellung manchmal aber etwas zu weit? Vermutlich. Jedenfalls löste der Brutalitätsgrad von „Squid Game“ eine Diskussion im Internet aus und sorgte so für noch mehr Gratis-PR. Und die Beispiele könnten fortgeführt werden. 

Quelle: Netflix „Squid Game“ Staffel 1

Squid Game im realen Leben 

„Squid Game“ ist gerade aufgrund seiner teils überzogenen Gewaltdarstellung in Deutschland erst für Zuschauer*innen ab 16 Jahren empfohlen. Dennoch geht der Hype auch an jüngeren Zielgruppen nicht komplett vorbei. 

Besonders perfide zeigte sich das in Belgien. Die Leitung einer Schule informierte Eltern über Nachahmungen der Spiele von „Squid Game“ auf dem Pausenhof. Verlierer*innen seien dabei verprügelt worden. In England beobachtet man solche Entwicklungen indes mit großer Sorge. Eine Londoner Schule verteilte Briefe an die Eltern, in denen vor dem Konsum der Serie gewarnt wurde, zusätzliche Gewaltpräventionskurse werden von einer Schule in Kent als notwendig erachtet. 

In Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) soll es dennoch bald ein reales „Squid Game“ geben – ohne Tote und Prügeleien versteht sich. Das dortige koreanische Kulturzentrum fungiert als Veranstalter und hatte dazu aufgerufen, sich zu bewerben. Ziel sei es unter anderem mehr über die koreanische Kultur zu erfahren. 

Der Hype um „Squid Game“ ist bei weitem kein reiner Zufall, sondern vielmehr das Zusammenspiel vieler einzelner Faktoren. Und ja, die Serie ist gut geschrieben und noch besser inszeniert, solange man sich nicht an übermäßiger Gewaltdarstellung stört. Am Ende ist aber auch eines klar: Mit Spielen hat „Squid Game“ reichlich wenig zu tun. 

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Bildquelle: Netflix; Noh Juhan