Zwei junge Erwachsene fahren auf Fahrrädern durch die Innenstadt

Stadtplanung: Warum wir ohne Autos besser dran wären

Welche Vorteile bieten autofreie Innenstädte?

Damit ist der wichtigste Pluspunkt autofreier Innenstädte auch bereits geklärt: Die Reduzierung von CO2-Emissionen und Schadstoffbelastungen steht im Vordergrund des Projekts. Darüber hinaus bieten PKW-freie Zonen aber noch viele weitere Vorteile: Durch den Wegfall von Parkplätzen, sowohl am Straßenrand als auch in Wohn- und Gewerbegebieten, können neue Flächen erschlossen werden. Es entsteht Platz für Grünanlagen, Sportstätten, Sitzmöglichkeiten oder Spielplätze; Räume, die zur Entschleunigung anregen und den öffentlichen Charakter der Städte wiederherstellen. Die Problematik der überdurchschnittlichen, gesundheitsgefährdenden Luftverschmutzung in deutschen Innenstädten gehört der Vergangenheit an, ebenso wie die Bedenken besorgter Eltern, die ihre Kinder aufgrund der Unfallgefahr lieber nicht allein über die benachbarte Kreuzung schicken.

Bewohner*innen autofreier Regionen, die nicht täglich durch Motorenlärm und Staus vor der eigenen Haustür belästigt werden, sind nachweislich gesünder und zufriedener. Ihr psychisches und physisches Wohlbefinden steigt; die Stadt wird in Zeiten der Suburbanisierung wieder zum attraktiven und lebenswerten Wohnort. Auch auf die Wirtschaft hat ein PKW-Verbot in Innenstädten positive Auswirkungen: So fand der Ökonom Oliver Falck heraus, dass die Umsätze des Einzelhandels in autofreien Distrikten keinesfalls rückläufig sind – vielmehr könnten kleinere Geschäfte sogar von der Regelung profitieren, da mehr Laufkundschaft in die Städte gelangt. In Zeiten des Online-Shopping-Booms, der vor allem während der Pandemie vielen Händler*innen ihre Existenz gekostet hat, muss das Einkaufserlebnis in den Innenstädten wieder attraktiver werden – autofreie Bereiche könnten einen wesentlichen Teil dazu beitragen.

Was spricht gegen autofreie Innenstädte?

Dem*der Ein oder Anderen mag sich angesichts dieser Aufzählung vielleicht die Frage stellen, ob es denn überhaupt relevante Argumente gegen eine autofreie Innenstadt gibt. Tatsächlich klingen die erwähnten Punkte erst einmal ziemlich gut, Kritiker*innen zufolge reichen sie jedoch nicht aus, um das PKW-Verbot zu einer durch und durch sinnvollen Maßnahme zu machen. Ursprüngliche Gegenargumente wie die Bedrohung des Einzelhandels sind mittlerweile zwar weitestgehend entkräftet, die Sorge vor der konkreten Umsetzung der Pläne aber bleibt. Viele Stadträte oder Parteien plädieren für autofreie Innenstädte, ohne zuvor ein ausgereiftes Konzept erarbeitet zu haben. Wenn tausende Menschen ihr Auto am Stadtrand parken sollen, müssen dafür entsprechende Flächen geschaffen werden. Die Taktung und Zuverlässigkeit von öffentlichen Verkehrsmitteln wie S-Bahnen, Bussen oder Trams muss sich erhöhen, Anwohner*innen und Gäste rechtzeitig auf die Änderungen vorbereitet werden. Derartige Überlegungen kommen für viele Gegner*innen zu kurz.