Tabakhersteller sollen für Kippenmüll bezahlen

Laut dem Jahresbericht der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, wurden letztes Jahr rund 75.838 Millionen Zigaretten in Deutschland geraucht. Die Kippenreste landen nach dem letzten Zug allerdings oft nicht im Mülleimer oder Aschenbecher, sondern da, wo der Raucher sie lässig hin schnippst. Für die Umwelt wird das ein immer größeres Problem, Umweltministerin Svenja Schulze sieht den Handlungsbedarf bei der Tabakindustrie.

Sie fordert: Die Tabakhersteller sollen sich an den Reinigungsarbeiten beteiligen, die nötig sind, um die weggeworfenen Zigaretten ordnungsgemäß zu entsorgen. Wer Wegwerfartikel wie Zigaretten herstelle, werde künftig mehr Verantwortung für den Müll übernehmen müssen, sagte die SPD-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Ihre Pläne will sie in der Europäischen Union durchsetzen.

 

„Rauchen fügt Ihrer Umwelt erheblichen Schaden zu“

 

Schon ein einziger Zigarettenstummel pro Liter Wasser reicht, damit die Hälfte der darin schwimmenden Fische sterben. Vor allem kleinere Wassertiere reagieren sehr sensibel auf die Giftstoffe. Das zeigt eine Studie von Thomas Novotny, Professor für Epidemiologie und Bio-Statistiken an der San Diego State University. Er wolle deshalb den Einsatz von Zigarettenfiltern grundsätzlich verbieten. Die Reste der Zigaretten enthalten immer noch Nikotin, das nicht für die Menschen, sondern auch für das Ökosystem giftig ist. Die Filter bestehen zwar aus dem Naturprodukt Cellulose, durch chemische Prozesse wird der Filter aber mit Mikroplastik angereichert. Das verrottet erst nach 10 bis 15 Jahren – besonders in der großen Menge ist das eine starke Belastung für die Umwelt: Tiere nehmen es mit der Nahrung auf und so gelangt es innerhalb der Nahrungskette letztendlich auch zu uns.

Auch der Europarat hat das Problem erkannt und hatte eine Kostenbeteiligung der Tabakbranche im Rahmen der verschärfenden Maßnahmen zur Einweg-Plastik-Richtlinie gefordert. Darüber diskutieren am Dienstag die EU-Kommission, das Europaparlament und der Ministerrat. Wattestäbchen, Besteck, Teller, Strohhalme, Kaffee-Rührstäbchen und Luftballonstäbe aus Plastik stehen auch auf der Abschussliste, aber dafür gibt es mittlerweile immerhin umweltfreundliche Alternativen.

 

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Bildquelle: Jeff Samsonow via Flickr unter CC BY-SA 2.0-Lizenz