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Dieser Text ist für alle Leseratten und Schreiberlinge, die schon immer ihr eigenes Buch veröffentlichen wollten. Auch ich gehöre dazu und habe mir diesen Herbst den Traum vom eigenen Buch erfüllt. Möglich machte das die Methode Self-Publishing, das heißt: als Selbstverleger ein Buch auf den Markt bringen, ohne Verlag. Was so einfach klingt, war sehr aufwendig. Der Weg bis zum veröffentlichten Buch braucht 12 Schritte.  

1. Self-Publishing-Anbieter auswählen

  Zunächst einmal informierte ich mich im Internet über verschiedene Self-Publishing-Anbieter. Die drei wohl bekanntesten sind Epubli, BoD (Books on Demand) und Amazon Kindle Direct Publishing. Sie alle funktionieren nach dem Prinzip „Druck On Demand“. Das bedeutet, dass es keine Auflage des Buchs gibt, sondern, dass es jedes Mal, wenn es jemand bestellt, einzeln gedruckt wird. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, das eigene Buch als eBook zu veröffentlichen. Wie ich im Laufe meiner Recherchen erfuhr, empfiehlt es sich immer, sein Buch gedruckt und digital zu veröffentlichen, da man so eine größere Zielgruppe abdeckt. Das Ergebnis meiner Recherchen ergab, dass sich alle drei Self-Publishing-Anbieter nur in kleinen Details unterscheiden.  

2. ePubli verstehen

  Ich entschied mich für ePubli und als nächstes musste ich den Verlag erstmal verstehen. Das ist zum Glück sehr leicht. Die Benutzeroberfläche ist sehr verständlich gestaltet. Nach der Anmeldung mit der E-Mailadresse kann man quasi direkt sein Buch veröffentlichen, man braucht dazu nur eine PDF-Datei und ein Buchcover. Aber so weit war ich natürlich noch lange nicht.  

3. Titel und innere Struktur

  In meinem Fall hatte ich bereits fertige Prosatexte, von denen ich auch einige schon auf meiner Facebook-Seite veröffentlicht hatte. Ich empfehle auch, sich erst im Detail mit dem Self-Publishing-Prozess auseinanderzusetzen, wenn das Manuskript fertig ist und vorher alle Energie in die Texte investiert wurden. Was mir noch fehlte, war ein Konzept, eine innere Struktur, die diese einzelnen Texte in einen gemeinsamen Kontext setzt. Deshalb habe ich mir überlegt, wie ich sie inhaltlich in Kategorien ordnen kann. Relativ schnell kam ich dann auf die Begriffe „verliebt, verwirrt, verrucht, verzweifelt“ und begann, die einzelnen Texte einzuordnen. Allerdings blieben einige Texte über, die nirgendwo so recht reinpassten und ich realisierte, dass sie eher von Erkenntnissen handelten und fügte die fünfte Kategorie „verstanden“ hinzu. Das kann mit einem Roman auch passieren. Als Self-Publisher muss man sich selbst die Mühe machen und sein Buch nach Logik überprüfen. Und sich fragen, wie viele Kapitel gibt es? Machen diese so Sinn? Wie sollen sie heißen? Etc. Wesentlich komplizierter fand ich die Suche nach einem passenden Buchtitel. Einen ganzen Tag lang saß ich auf dem Sofa und schrieb haufenweise Wortkombinationen auf und verwarf sie wieder. Immer wieder dachte ich mir ,zu unpräzise, zu langweilig, zu unverständlich, zu allgemein oder zu banal. Bis ich irgendwann die Eingebung bekam. Einfach so. „Kopf. Stein. Pflaster.“ Drei Worte, die inhaltlich so gut passen. Der Kopf, weil meine Texte von meinen Gedanken handeln, Stein, für Schwere und Komplikationen – Steine, die sich in den Weg legen – und Pflaster für Heilung. Und vereint ist es das Kopfsteinpflaster. Ich kann empfehlen, sich mit dem Titel nicht wahnsinnig zu machen, sondern die Überlegungen auch mal ruhen zu lassen, einen anderen Arbeitsschritt stattdessen zu machen. Vielleicht kommt er dann zwischendurch ganz von selbst. Um das Manuskript zu erstellen, gibt es bei ePubli auch eine Formatvorlage. Trotzdem musste ich mir über gleichmäßige Abstände oder Absätze Gedanken machen. Wo machen sie Sinn und wo nicht? Das ist definitiv nervige Fummelarbeit.  

4. Lektorat

  Wesentlich aufwendiger als das ist allerdings das Korrektorat oder sogar das Lektorat. Ich bin ganz ehrlich, eigentlich empfiehlt es sich das von einem Profi durchführen zu lassen. Fehler sind unverzeihlich. Ich als Studentin kann mir das aber leider nicht leisten, deswegen habe ich mich anders beholfen. Berufsbedingt habe ich zum Glück einige Freunde und Bekannte, die gut mit Worten umgehen können. Orthografie und Interpunktion sind für sie keine Fremdworte. Deswegen haben ein paar Journalisten, Autoren und ehemalige Deutschlehrer von mir dabei geholfen, die Texte von Fehlern zu befreien. Diese Phase hat sich tatsächlich über viele Wochen hinweggezogen, da jeder Korrektor Zeit und Ruhe brauchte, um das ganze Buch zu lesen. Im Falle eines Romans muss natürlich noch mehr Zeit eingeplant werden, da es sich um einen zusammenhängenden Fließtext handelt. Und auch, wenn man sich für ein Lektorat entscheidet, schadet es nicht, wenn man vorher Freunde gegenlesen lässt, denn je weniger Fehler im Manuskript sind, desto weniger Zeit braucht ein Lektor. Im Übrigen ist es wichtig, den Unterschied zwischen Lektor und Korrektor zu kennen. Ein Lektor macht auch stilistische und sprachliche Begutachtungen und Überarbeitungen des Textes und nicht nur eine reine Fehlerkorrektur. Ein Korrektorat ist also auch Teil der Aufgabe eines Lektors, aber nicht umgekehrt.  

5. Cover

  Während der Korrekturphase habe ich mich mit einer anderen sehr wichtigen Sache auseinandergesetzt: dem Buchover. Man sagt zwar „Never judge a book by its cover”, aber dennoch ist es genau das, was oft passiert. Das Auge liest mit. Deswegen ist es mir auch sehr schwergefallen, etwas Passendes zu finden. Letztendlich entschied ich mich dafür, die Graffitiwand zu nehmen, vor der ich mich für Autorenfotos hatte fotografieren lassen. Das schräge Design ist an die Gestaltung meiner Homepage angepasst. Ich würde sagen beim Cover gibt es auch nicht den einen richtigen Weg. Es muss zum Inhalt des Buchs passen und zum Autor. Auch hier gibt es die Möglichkeit, es professionell anfertigen zu lassen, aber ich empfehle wirklich die eigenen Fähigkeiten und die des Freundeskreises zu nutzen, um Geld zu sparen. Ich war auch überrascht, wie viel gemeinsam möglich ist, auch wenn man selbst nicht alles kann.  

6. Autorenfotos

  Auch hier habe ich gespart und mir von einem Kumpel helfen lassen, der Hobbyfotograf ist. Wir haben einen Sonntag genutzt und an sehr verschiedenen Locations in Hamburg Fotos gemacht. Am besten gefallen hat uns dann eine Graffitiwand. Beim Erstellen von Autorenfotos sollte man das Self-Branding immer im Hintergrund haben. Also die Fragen, wie bin ich und wie will ich wahrgenommen werden? Autorenfotos benötigt man für die Homepage, für die „Über den Autor-Seite“ im Buch und für die Presse. Sie sollten deswegen professional sein, aber nicht künstlich wirken. Authentizität ist hier das Stichwort.  

7. Homepage

  Auch hier steckt zunächst einiges an Recherchearbeit dahinter, einen passenden Webhosting-Anbieter zu finden. Zum Glück konnte ich bei der endgültigen Entscheidung auf die Erfahrung eines guten Freundes zurückgreifen, der mir auch bei der Einrichtung geholfen hat. Sobald WordPress heruntergeladen war, konnte ich mich dort selbst bei der Gestaltung austoben. Zusammen mit dem schrägen Homepage-Design und dem Autorenfoto, ist dann die endgültige Entscheidung für das Buchcover und dadurch auch für die Visitenkarten entstanden. Das einheitliche Gesamtbild, das auf Autor und Werk abgestimmt ist, ist unerlässlich. Es empfiehlt sich, immer in irgendeiner Weise Einheitlichkeit zu schaffen. Beispielsweise die gleichen Farben und Fotos bei Homepage und Social-Media-Profilen, das nennt sich Corporate Identity und Corporate Colours. Homepage und Social-Media-Profile sind auch sehr wichtig für das „Self Branding“ – sich als Autor also selbst zu vermarkten – und die Vermarktung des Buchs und sollten deswegen nicht unterschätzt werden.  

8. Impressum

  Die rechtliche Auseinandersetzung mit dem Thema Impressum hatte es in sich. Die Informationen dazu, wie ein Impressum auf einer Homepage und im Buch auszusehen hat, waren zwar schnell beschafft, allerdings gab es dabei ein wesentliches Problem. Man muss die Adresse, unter der man gemeldet ist, angeben. Diese ist in meinem Fall aktuell noch im Haus meiner Eltern. Deren Adresse möchte ich aber nicht öffentlich machen. Also musste ich mich um eine alternative Möglichkeit bemühen, die legal ist. Es war fast unmöglich, dazu online verlässlich Antworten zu finden, deswegen suchte ich Hilfe bei einem Anwalt – meinem Medienrechtsprofessor. Glücklicherweise fanden wir eine Lösung: Ein Pseudonym-Service, bei dem man auch eine impressumsfähige Adresse erhalten kann.  

9. Zeichnungen

  An irgendeinem Punkt des Arbeitsprozesses dachte ich mir, dass es mir gut gefallen würde, wenn mein Texte mit Zeichnungen unterstrichen werden. Zusammen mit meiner besten Freundin überlegte ich mir Motive, die gut passen würden. Sie hat diese dann mit ihrem Zeichentalent umgesetzt. Anschließend mussten die Bilder allerdings erstmal digitalisiert werden und der Hintergrund transparent gemacht werden. Wieder war ich auf Hilfe angewiesen, dieses Mal auf Photoshop-Kenntnisse meiner Freunde. Natürlich muss nicht jeder, Zeichnungen in sein Buch integriere, aber es wird immer beliebter. Sei es nur zu Anfang eines neuen Kapitels. Ganz allgemein gilt, scheut euch nicht, einer kreativen Idee nachzugehen, die euch vielleicht auch erst beim Erstellungsprozess gekommen ist. Es lohnt sich immer, sich auszuprobieren.  

10. Probeexemplare

  Bis hin zum finalen Buchexemplar bestellte ich mir auch mehrere Probeexemplare. Ich musste mich zwischen glänzendem oder mattem Cover entscheiden und zwischen weißem oder crem-weißem Papier. Gedruckt sieht alles nochmal anderes aus. Absätze wurden neu gesetzt oder die Zeichnungen in neue Positionen geschoben. Jeder Self-Publisher sollte damit rechnen, dass er ein paar Probeexemplare bestellen muss, bevor die finale Version feststeht. Das ist über den Self-Publishing-Anbieter leicht möglich.  

11. eBook

  An dieser Stelle muss ich mich als altmodisch outen. Ich besitze keinen eReader und habe mich damit auch noch nie in meinem Leben beschäftigt. Deswegen war es mir auch neu, dass eBooks im sogenannten ePub Format sein müssen (außer bei Amazon). Ich wusste nicht, dass es dort keine voreingestellten Seiten mehr gibt und dass man nicht beeinflussen kann, wie groß jemand den Text liest und wo sich dann Absätze bilden. An der Erstellung der ePub-Datei wäre ich tatsächlich fast verzweifelt und es brauchte eine ganze Woche intensive Beschäftigung, bis es mir gelang. Glücklicherweise gibt es auch dafür Programme, Epubli bietet selbst auch eins an. Mit ein bisschen Mühe kann also auch das gelingen.  

12. Self-Publishing Guide – Marketing

  Mehr als drei Monate sind vergangen, seit ich beschloss ein Buch zu veröffentlichen. Mehr als drei Monate brauchte ich für Schritt 1 bis 11 (schließlich arbeite ich auch die ganze Zeit und erledigte es abends und am Wochenende in meiner Freizeit). Ende Oktober konnte ich mein Buch dann endlich veröffentlichen und es auf meinen Social-Media-Kanälen bekannt geben. Aber das war nur der Anfang eines neuen Prozesses, der ebenso lang werden sollte, wie dieser. Denn was dann anstand, war das Marketing. Die Grundsteine waren gelegt. Dann musste ich Kontakt zu Journalisten, Buchläden und Büchereien suchen. Ich musste Buchblogger anschreiben, Foren suchen und eine konstante Social-Media-Präsenz zeigen. Ich musste meine Leser auffordern, Rezensionen zu schreiben und vielleicht sogar irgendwann eine Lesung halten. An dieser Stelle ist der Self-Publishing Guide von ePubli auch sehr hilfreich und gibt viele Tipps für die Umsetzung. Er unterstützt Autoren bei jeglichen Arbeitsschritten. Für das gesamte Marketing gilt, es braucht Zeit und Muße. Mit der Buchveröffentlichung ist es nicht getan. Auch mein Weg ist noch nicht beendet, aber ich bin losgelaufen.