U-Boot-Katastrophe: Warum uns die „Titan“-Story stärker erschüttert als ertrinkende Flüchtlinge

Zudem kennen wir die Namen der fünf Toten und ihren persönlichen Hintergrund. Wir haben das Gefühl, diese Personen zu kennen und haben dadurch mehr Mitgefühl mit ihnen. Die täglich im Mittelmeer ertrinkenden Flüchtlinge kennen wir nicht – sie bleiben oft eine anonyme Masse, eine Statistik. Hein ist überzeugt, dass dies auch eine Folge der Berichterstattung ist, die bei Geflüchteten weitaus unpersönlicher ausfällt.

Ein weiterer Grund: Es passiert einfach viel zu häufig.

„Es gibt sicherlich das Phänomen, dass Mitgefühl sich abnutzt, und das hat teilweise natürlich auch seinen Grund“

Häufen sich die schlechten Nachrichten, würden wir einen emotionalen „Burnout“ erleiden, wenn wir bei jeder Meldung gleich emotional involviert wären. Die aktuelle U-Boot-Situation ist hingegen vergleichsweise „einzigartig“, so perfide das auch klingen mag.

Sollen wir das einfach so hinnehmen?

Auch wenn es psychologische Gründe für dieses Verhalten gibt: Wir reden hier von fünf reichen Männern, die sich für je 250.000 US-Dollar auf einen touristischen Trip zum Wrack der Titanic begeben haben, welches in etwa 3.800 Metern Tiefe liegt. Waren sie sich der Risiken bewusst, sind sie diese ganz bewusst eingegangen. Wenn nicht, so haben sie schlicht fahrlässig gehandelt. So oder so war es ihre eigene, freie Entscheidung, diese gefährliche Reise anzutreten. Von den tausenden Flüchtlingen, die auf unseren Meeren verunglücken, kann man das nicht gerade behaupten. Wer auf der Flucht vor Gewalt und Perspektivlosigkeit sein Leben riskiert, tut dies nämlich nicht aus einer Laune heraus.

Eine Tragödie bleibt das Schicksal der fünf „Titan“-Passagiere dennoch: Nur eben nicht die einzige, die sich auf unseren Meeren abspielt.

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Bildquelle: Merve Yüksel via Pexels, CC0-Lizenz