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Umweltbewusstsein: Warum wir den Wert von Wasser viel zu oft vergessen

7.15 Uhr, Montagmorgen. Für Uni und Arbeit haben wir überhaupt keine Motivation übrig und uns ist klar, dass nur eine Dusche helfen kann, die Trägheit loszuwerden. Also, Duschvorhang auf und Wasserhahn bis zum Anschlag aufdrehen. Wir lassen das 38 Grad heiße Wasser auf uns herunter regnen, ohne zu merken, wie viel Wasser minütlich an uns vorbei rieselt. Nach dem Duschen setzen wir den Liter Wasser für den Tee auf und füllen unsere Trinkflasche nebenher mit kalkarmen Leitungswasser. Beim Zähneputzen fällt uns erst nach drei Minuten auf, dass wir den Wasserhahn nicht zugedreht haben und in der Dusche tropft es auch noch. Ups. In der Uni waschen wir vor der Vorlesung noch schnell den Schweiß vom morgendlichen Händeschütteln ab und zwischendurch ist es auch kein Umstand, mit frischem Wasser und duftender Seife alle Grippewelle-Bakterien loszuwerden.

Wir benutzen das Wasser, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken. Oder wann habt ihr zuletzt ein Auge auf den Wasserzähler geworfen, wenn ihr unter der Dusche eure Singkünste zum besten gebt? Eigentlich kann man es uns nicht verübeln, dass wir das Wasser so verwenden, als wäre es normal für uns. Denn es ist normal für uns. Aber trotzdem ist unser Bewusstsein, für das was wir haben, irgendwo zwischen Badewanne und 6-Liter-Klospülung abhanden gekommen. Wir kennen das Gefühl nicht, nicht duschen zu können, weil einfach kein Wasser aus dem Hahn fließt. Wir kennen auch nicht die Angst, das Leitungswasser nicht guten Gewissens trinken zu können. Aber vor allem kennen wir das Gefühl nicht, wirklich durstig zu sein.

 

Der Westen und das Wasser

 

Für die meisten Bewohner unserer westlichen Welt bedeutet durstig sein, ein paar Stunden keinen direkten Zugang zu Cola oder Apfelschorle zu haben. Durst, weil es einfach nichts zu trinken gibt, kennen wir höchstens aus dem Fernsehen. Wir sind so in unserer westliche Welt angekommen, dass uns einfaches Wasser aus der Leitung meistens viel zu langweilig ist und uns nicht schmeckt. Wir verschwenden die flüssige Lebensgrundlage, ohne mit der Wimper zu zucken. Obwohl Deutschland im Allgemeinen noch gemäßigt ist, was den Umgang mit Wasser angeht, verbraucht jeder von uns laut Statista trotzdem 400.000 Liter Wasser im Jahr. In Amerika, dem Spitzenreiter dieser Liste, werden pro Kopf jedes Jahr unglaubliche 1.630.000 Liter Wasser benötigt.

Aber nicht nur das Wasser, das wir für Duschen, Kochen und Waschen verwenden, trägt zum verschwenderischen Image unserer westlichen Welt bei. Vor allem in anderen Bereichen steckt ein Wasserverbrauch, bei dem sich die Augen weiten. Laut der Welt fließen nur 3,8 Prozent des weltweiten Wasserverbrauchs in private Haushalte. Die Industrie verbraucht 4,7 Prozent. Die anderen 92 Pozent fließen in die Leitungen der Landwirtschaft. Der „Water Footprint“ eines Landes wird also viel mehr von Ackerbau und Viehzucht beeinflusst, als von unserem meist verschwenderischen Umgang allein.

Und trotzdem sind wir die Endverbraucher, die der Landwirtschaft Getreide, Nudeln und Milch abkaufen. Apropos Milch. Für eine Milchpackung, mit einem Liter Inhalt, fließen 100 Liter Wasser in die Herstellung. Es sei denn, die Milch kommt nicht von Alpenkühen, sondern von Kühen aus dem Stallbetrieb. Dann erhöht sich der Wasserverbrauch für einen Liter Milch auf 400 Liter Wasser. Und auch unsere Kleidung ist von Wasser getränkt. Denn für den Anbau von Baumwolle veranschlagt WWF einen weltweiten Wasserverbrauch von 256 Kubikkilometer pro Jahr. Auch Feldfrüchte, Sojapflanzen und andere landwirtschaftliche Produkte verbrauchen mehr Wasser, als eigentlich vertretbar.

 

Andere Länder, schlechtere Wasserversorgung

 

In anderen Teilen der Welt, wo das Wasser nicht sofort aus dem Hahn schießt und auch die Klospülung nicht mit Trinkwasser betrieben wird, hat man einen anderen Bezug zu diesem „flüssigen Gold“. Schon klar, ihr wisst Bescheid. Dank unzähliger Dokumentationen und der penetranten Werbung von Hilfsprojekten wissen wir alle, was auf der Welt abgeht. Eigentlich. Denn obwohl wir die schlechte Wasserversorgung im Klischee-Land Afrika und anderen Drittweltländern auf dem Schirm haben, fällt es schwer, uns diese Tatsache nachhaltig ins Gedächtnis zu rufen. Nur drei Pozent des Wassers auf der Welt ist Süßwasser und laut dem WWF haben ca. 780 Millionen Menschen immer noch keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Nur zur Erinnerung. Auf dem UN-Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg setzte man sich 2002 ein erstrebenswertes Ziel: Bis zum Jahr 2015 sollten nur noch halb so viele Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Und trotzdem sterben laut der Caritas täglich immer noch rund 10.000 Menschen an verschmutztem Trinkwasser.

Fakt ist: Die weltweite Versorgung mit sauberem Trinkwasser ist immer noch ein Problem, das nicht gelöst wurde. Und unser verschwenderischer Umgang mit Wasser ist ein Problem, das wir lösen könnten, aber meistens nicht wollen. Trotzdem gibt es immer wieder Projekte und Organisationen, die uns helfen, zumindest eine Zeit lang die Erkenntnis zu bewahren: Uns ist es vergönnt, unkomplizierten Zugang zu der flüssigen Lebensgrundlage haben, die in anderen Teilen der Welt Mangelware ist – und wir sollten uns dementsprechend verhalten. Auch die Organisation Charity Water engagiert sich dafür, ein Bewusstsein für diese wichtige Flüssigkeit zu schaffen. Sie sammelt Spenden für sauberes Trinkwasser in Ländern der Dritten Welt und betreibt einen Instagram-Account, der auf besondere Weise dazu anhält, zu helfen. Wunderschöne Bilder zeigen, wie unersetzlich das Wasser eigentlich ist, das wir so unbedarft verschwenden. Auch wenn diese Bilder und eine Veränderung in unserem Bewusstsein sicherlich nicht die Welt verändern werden, ist es trotzdem wichtig, sich den Wert des Wassers ab und zu ins Gedächtnis zu rufen. Und den Wasserzähler manchmal doch zu beobachten, wenn wir „Walking on Sunshine“ unter der Dusche zum besten geben.

 

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