Protest gegen Pipeline in Standing Rock

Pipeline-Protest: „Wir erleben hier Polizeigewalt wie in einem Kriegsgebiet“

Lindsay Nance steht vor dem Gericht in Morton County, North Dakota und filmt live auf Facebook: „Die Verhandlung ist auf Januar verschoben wurden“. Sie ist dort, um angeklagte Aktivisten zu unterstützen. Die 28-^jährige dreht freiberuflich Dokumentationen. Seit Oktober dieses Jahres lebt sie im Protest-Camp des Standing Rock Reservats. 15.000 Menschen demonstrieren mit ihrer bloßen Anwesenheit gegen den Bau der Pipeline. Die ist knapp 2000 Kilometer lang und soll Erdöl von North Dakota nach Illinois transportieren. Das Öl wird vorher mittels der umstrittenen Fracking-Methode gewonnen. Der Bau ist fast fertig, bis auf dieses letzte Stück.

Die zwei Gründe für den Protest: Die Pipeline würde nach dem vorgesehenen Bauplan durch ein Gebiet führen, das seit 1851 vertraglich dem dort lebenden Sioux-Stamm „Lakota People“ gehört. Dass das Land heilig ist und sich dort Friedhöfe befinden, hat bei der Planung auch keine Beachtung gefunden. Außerdem soll sie unter einem See hindurchführen, der als Wasserreservoire des Missouri dient –  die Zeit berichtete. Deshalb nennen sich die Protestierenden selbst auch „Water Protectors“. Dass die Pipeline irgendwann ein Leck bekommt und das Wasser verschmutzt, ist zu erwarten. Nur 150 Meilen vom Camp entfernt traten laut Washington Post am 13. Dezember rund 666.000 Liter Öl aus.

 

Veteranen bitten um Vergebung

 

Etwa eine Woche vorher stoppte die zuständige Behörde der US-Armee den Bau und ordnete ein neues Umweltgutachten an. Die Demonstranten feierten zwar, sahen das aber nur als Etappensieg an. Ein weiterer Teil der Army solidarisierte sich mit den Protesten. Eine Gruppe von Veteranen bildete eine Menschenkette um das Camp und bat später bei einer feierlichen Zeremonie unter Tränen öffentlich um Vergebung für alle Verbrechen des Militärs gegenüber den Native Americans. Einige von ihnen sollen sich das erste Mal so gefühlt haben, als ob sie ihrem Land dienen und es verteidigen, berichtet Lindsay. Außerdem seien zum ersten Mal in der modernen Geschichte hunderte anderer Stämme zusammengekommen, um die Proteste zu unterstützen. Sie folgten dem Aufruf der Jugendorganisation „The Standing Rock Youth Council“ und kamen zum Camp.