Protest gegen Pipeline in Standing Rock

Pipeline-Protest: „Wir erleben hier Polizeigewalt wie in einem Kriegsgebiet“

Ein Ort zum Beten

 

„Es ist vor allem ein Ort des Gebets“, beschreibt Lindsay die Stimmung. Ursprünglich kam sie zum Camp, um dort ein Musikfestival zu filmen, das Aktivisten vor Ort organisierten. Dann fuhr sie nur noch einmal in ihre Wohnung, um zu packen – und hat seitdem das Camp nicht mehr verlassen. „Hier gibt es Schwitzhütten, heilige Feuer, viele Gespräche und Gebete mit den älteren Lakota People – das alles hat mich zutiefst erschüttert“. Auf die spirituelle Erfahrung hätte sie sich niemals vorbereiten können. Außerdem hätte Lindsay auch eine amerikanische Geschichte kennengelernt, die sie vorher so nicht kannte: „Ich habe ältere Menschen kennengelernt, die gezwungen wurden, auf Internate zu gehen. Dort hatten sie keinen Kontakt zu ihrer Familie, durften ihre Sprache nicht sprechen und ihre Traditionen nicht leben.“ So arbeitete die amerikanische Regierung gegen die Kultur der Native Americans.

 

Die BayernLB unterstützt die Pipeline

 

Trotz der kleinen Erfolge und der breiten Unterstützung ist der Ausgang ungewiss. Nicht zuletzt, weil neben vielen global agierenden Banken auch Donald Trump zu den Investoren der 3,8 Milliarden Dollar teuren Bank gehört. „Da kommt viel Arbeit auf uns zu“, meint Lindsay. Zu der Arbeit gehört auch, sein Geld aus den investierenden Banken zu ziehen. Einige Banken haben ihr Investment bereits zurückgezogen – teilweise jedoch unvollständig und mehr zu PR-Zwecken, warnt die Aktivistin. Die bayrische Landesbank BayernLB zählt auch zu den Investoren und möchte die Situation „aufmerksam beobachten“, wie Deutschlandfunk berichtet. Aufmerksam beobachtet hat sie hoffentlich auch den 20. November.

 

Gummigeschosse und Wasserwerfer bei Frost-Temperaturen

 

In der Nacht vor rund einem Monat eskalierte die Situation zwischen den Protestierenden und der Polizei. Lindsay beschreibt sie als eine der schlimmsten Nächte ihres Lebens. Tränengas, Gummigeschosse und Pfefferspray kamen laut Lindsay zum Einsatz. Trotz Temperaturen unter Null wurden sechs Stunden lang Wasserwerfer genutzt. „Viele waren mit Eis bedeckt und kehrten zum Schlafen in ihre unbeheizten Zelte zurück“. Long Range Acoustic Devices, also akustische Geräte, die als Megaphon und zur Aussendung unangenehmer lauter Töne genutzt werden, taten ihr Übriges. Eine Frau traf ohne Vorwarnung ein Gummigeschoss ins Gesicht. Das nächste Krankenhaus hat ihr wegen fehlender Krankenversicherung die Behandlung ihres geschwollenen und blutenden Auges verwehrt. Mittlerweile wohnt sie in einem Hotel unweit des Trump-Towers. Dort bereitet sie sich auf die Operation ihres erblindeten Auges vor. Auf Gofundme kann man sie finanziell unterstützen. „Wir erleben hier Unterdrückung und Polizeigewalt wie in einem Kriegsgebiet“, kommentiert Lindsay.