Mow Liebig sitzt auf seinem Van

„Zwischendurch passiert eh das Leben“ – Interview mit Van-Musiker Mow Liebig

Hast du schon einmal davon geträumt, alles hinzuwerfen und neu anzufangen? Den langweiligen Job und die zu teure Wohnung zu kündigen und einfach mal das zu tun, worauf du Lust hast? Einfach los und immer der Nase nach? Der Lebenskünstler und Musiker Mow Liebig hat genau das getan: Den Bürojob gegen das Musikerleben und die Wohnung gegen einen Van getauscht.

Der 31-jährige Singer-Songwriter hat den ersten Teil seines Lebens auf asphaltierten Straßen verbracht: Schulabschluss, dann ein Medienwissenschafts-Studium, obwohl er eigentlich zum Work and Travel nach Australien wollte. Danach arbeitet er für ein Musiklabel in Hamburg. Es ist ein Kompromissjob, ganz nach dem Motto „Mach doch etwas Vernünftiges“. Denn seine Leidenschaft ist die Musik, der Künstlerberuf allerdings unsicher, oder wie viele es nennen würden: unvernünftig. Doch obwohl er die Musik in seine Arbeit integriert hat, ist Mow nicht voll zufrieden, denn am Ende macht er trotzdem einen Bürojob und keine Musik.

Er kündigt und macht sich als Musiker selbstständig. Im Video-Interview unten geht er näher darauf ein, was genau den Ausschlag für diese Entscheidung gegeben hat.

„Das vermeintlich unsichere, unkonventionelle Leben ist gar nicht so unsicher, sondern nur abenteuerlicher.“

In diese Zeit im Jahr 2018 fällt eine dreiwöchige USA-Reise mit Freunden, die Mow zu seiner ersten EP „Fernfieber“ inspiriert. Sie fahren im Camper-Van durch Kalifornien und Utah, 5.000 Kilometer. Die Videoaufnahmen von weiter Landschaft und Freiheitsgefühl, die hierbei entstanden, sind in der neuesten Single „Zeitmillionär“ eingearbeitet. Mows Songs hinterfragen das Leben, in dem unzufriedene Menschen in Jobs arbeiten, die ihnen nicht gefallen, um in ein paar Wochen Urlaub im Jahr wieder aufzutanken. Sie handeln vom Bedürfnis, die Welt zu erkunden und von Neugier.

Um jederzeit aus seinem Alltag und der Stadt ausbrechen zu können, kauft Mow einen Camper-Van und beginnt, ihn selbst mit viel Liebe fürs Detail auszubauen. Am Wochenende spontan an die Ostsee fahren können und dort Musik machen, davon träumt er anfangs. Das Geld als selbstständiger Künstler reicht aber nicht aus und deshalb beginnt Mow, in Teilzeit als Projektleiter zu arbeiten. Bei einer 30-Stunden-Woche und dem zeitaufwändigem Van-Ausbau findet er jedoch nicht mehr genug Zeit für seine Musik. Deshalb kündigt er 2019 auch diesen Job und beginnt seine Reise durch Europa.

Es wächst der Wunsch in ihm, immer länger und weiter weg zu fahren. Er gibt deshalb nun auch seine Wohnung in Hamburg auf, die er untervermietet und eigentlich nur als eine Sicherheit gehalten hatte.