Niko Rittenau. Foto: Claudia Weingart

Vegan ist Unsinn: Niko Rittenau räumt mit Vorurteilen auf

ZEITjUNG: Wie lange hat die ausführliche Ausarbeitung der Argumente gedauert und gab es widersprüchliche Informationsquellen, die ihr genauer recherchieren und abgleichen musstet?

Niko Rittenau: Wir haben insgesamt etwa 18 Monate intensiv an dem Buch gearbeitet, aber viele Inhalte und Quellen haben wir auch bereits in den Jahren davor recherchiert und gesammelt, da es ansonsten noch deutlich länger gedauert hätte. Widersprüchlichkeiten in unseren Positionen untereinander gab es letztendlich keine, da es in der Ethik als wissenschaftliche Disziplin nicht um subjektive Meinungen oder Ansichten, sondern um konsistente Positionen geht, die man widerspruchsfrei darlegen kann. Anders gesagt: Auch wenn man immer wieder hört, Moral sei subjektiv und es durchaus unterschiedliche Moralvorstellungen unter Menschen gibt, ist es dennoch nicht so, dass diese Moralkonzepte gleichwertig wären und es keine objektiv betrachtete Einigkeit über ethisches Handeln gibt.

ZEITjUNG: Ihr seid drei männliche Autoren. Glaubt ihr, das ist ein Nach- oder Vorteil bei dem Thema?

Niko Rittenau: Das Geschlecht spielte für mich bei der Auswahl der beiden Co-Autoren keine Rolle. Ich habe weder bewusst männliche oder weibliche Co-Autoren gesucht. Ich habe schlichtweg jene Personen in das Projekt involviert, die mir in diesem Themengebiet am passendsten erschienen. Das Vorwort unseres Buches ist außerdem beispielsweise von einer Frau – Dr. Friederike Schmitz. Aber auch sie ist nicht aufgrund ihres Geschlechtes, sondern ihrer Kompetenz in das Projekt involviert. Ob unser Geschlecht nun ein Vor- oder Nachteil ist, kann ich nicht beurteilen, aber ich würde mir wünschen, dass unser Geschlecht in der Diskussion schlichtweg keine Rolle spielt und der Fokus auf dem Inhalt des Buches liegt. 

ZEITjUNG: Ihr gendert in eurem Buch und habt nicht weiter erläutert, warum ihr dies tut. Habt ihr Sorge, dass das zudem ein Grund sein könnte, warum Gegner*innen den Inhalt ablehnen?

Niko Rittenau: Unsere Sprache wirkt sich auf unsere Wahrnehmung und dadurch auf unsere Gesellschaft aus. Es wäre für mich widersprüchlich gewesen, ein Buch über Ethik zu schreiben und dabei keine geschlechterneutrale Sprache zu verwenden. Wir sind sehr sparsam mit dem Gendersternchen umgegangen und haben versucht, so oft wie möglich einfach geschlechterneutrale Bezeichnungen zu wählen und so leidet selbst für besonders empfindliche Personen der Lesefluss aus meiner Sicht nicht. Die Inhalte eines Buches abzulehnen, weil dieses gegendert ist, ist dabei kein valides Argument. Man sollte ja auch andere soziale Ungerechtigkeiten nicht einfach ignorieren, nur weil die Autor*innen, die darüber schreiben, eine geschlechterneutrale Sprache verwenden.