Vom Dorf in die Techno-Szene: Was passiert wirklich im Berghain?
Um das Berghain ranken sich viele Mythen. Was wahr ist, weiß kaum jemand so genau. Einer der wenigen Wissenden ist Simon. Er entführt uns in den wohl bekanntesten Techno-Club der Welt.
Prolog
Sonntagmorgen, 8 Uhr. Während jede andere Stadt sich langsam schlafen legt oder schon lange tief und fest schlummert, kommt Berlin nie zur Ruhe. Vor dem Berghain tummeln sich massenhaft Menschen. Stammgäste, Partytouris, neugierige Berliner*innen: Alle stehen gemeinsam in der Schlange. Die Wartezeit ist abhängig von der Uhrzeit und davon, wer gerade auflegt. Zwischen 30 Minuten und vier Stunden ist Sonntagmorgen wohl alles drin. Einer der Wartenden ist Simon. Der Unterschied zwischen ihm und den meisten anderen: Er wird reinkommen.
Simon ist weder Partytourist noch Stammgast. Er ist vom Land, wohnt seit einigen Jahren in Berlin. Sein Interesse geht aber über die Standard-Neugier auf das Berghain, die viele Berliner*innen in sich tragen, hinaus. Er hat schon mehrere Male versucht, reinzukommen – und es bisher immer geschafft.
Der Reiz am Berghain
Auf die Frage, wie es ihm gelungen ist, die Türsteher von sich zu überzeugen, antwortet Simon: „Ich glaube, es ist wichtig, den Bouncern zu zeigen, dass man einen Mehrwert für den Club mitbringt und dass man eine Person ist, mit der es safe ist, feiern zu gehen. Du solltest den Eindruck vermitteln, dass du im Club nichts verurteilst, sondern bereit bist, in diese Welt einzutauchen und dich ein stückweit darin aufzulösen. Man sollte nicht wie ein Voyeurist wirken, der das Berghain einfach nur mal gesehen haben will.“
Weil es so exklusiv ist, müsste man meinen, dass sich das Berghain extrem von anderen Clubs unterscheidet. Das ist aber eigentlich nicht wirklich der Fall, jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Im Berghain läuft normaler Techno, meint Simon. Die Artists seien zwar gut, die Musik allerdings nicht so krass anders als in weniger exklusiven Clubs. Für Simon liegt der Unterschied eher in der Stimmung: „Ich empfinde die Atmosphäre dort schon als sehr ausgelassen. Man kann sich der Realität für eine gewisse Zeit entziehen. Das gelingt mir im Berghain mehr als an allen anderen Orten.“
Drogenkonsum: Fast alle sind drauf
Wenn Simon im Berghain ist, bleibt er meistens etwa einen Tag dort. Die Stunden vergehen schnell. Zwar gibt es nicht wirklich etwas zu tun, gleichzeitig aber irgendwie schon: tanzen, zwischendurch chillen, konsumieren, mit Freund*innen quatschen, wieder tanzen, wieder Pause machen, wieder konsumieren. Und immer so weiter.
Insbesondere im Hinblick auf Drogen unterscheidet sich das Berghain schließlich doch von anderen Clubs. Simon berichtet, dass fast alle drauf sind. Er erinnert sich an seine erste Nacht (oder besser gesagt: seinen ersten Tag) im Berghain: „Wir haben mit Speed angefangen. Das hilft einfach, wach zu bleiben und alle körperlichen Bedürfnisse erstmal zu unterdrücken. Ich komme da ein bisschen aus meiner Haut und rede viel mit anderen Leuten.“ Später haben sie nachgelegt: nicht nur Speed, sondern auch Ketamin. Noch später kam Mephedron ins Spiel, irgendwann Koks, vor dem Runterkommen dann nochmal Keta. Simon beschreibt: „Durch das Ketamin habe ich das Tanzen sehr intensiv wahrgenommen. Die Musik geht dann richtig in den Körper über und das Mephedron steigert nochmal das Selbstbewusstsein.“
Anm. d. Red.: Der Konsum jeglicher Drogen birgt zahlreiche physische und psychische Risiken. Wer nicht auf Drogen verzichten will, sollte sie beim Drugchecking prüfen lassen und stets auf sich Acht geben. Simon selbst geht demnächst zu einer Drogenberatungsstelle, um einen verantwortungsvollen Konsum sicherzustellen. Bei akuten Problemen ist beispielsweise die bundesweite Sucht & Drogen Hotline unter 01806 313031 rund um die Uhr erreichbar.