„White Privilege“ – Muss ein neues Wort her?

Das, was über Support oder Widerstand bestimmt, ist also nicht immer das Thema, sondern zuallererst die genutzte Sprache. Daran tragen auch die sozialen Medien Mitschuld: Wut, Hass und extreme Meinungen breiten sich dort weiter und schneller aus als eine respektvolle Diskussion. Ein polarisierender Begriff wie „white privilege“ findet also schneller Anhänger, dafür aber auch Widersacher. Das Gespräch schaukelt sich hoch, bis viele ehemalige Befürworter abgeschreckt sind oder sich gar in die Opposition stellen.

Das Problem mit den Stereotypen

Viele der defensiven Reaktionen auf den Begriff sind in der Natur des Menschen verankert: Menschen sind soziale Wesen, daher sehen und identifizieren wir uns oft in Gruppen. Ein Angriff auf die Gruppe, der wir uns zugehörig fühlen, kann also schnell einem Angriff auf uns selbst gleichen, wenn wir uns selbst als ein stereotypes Mitglied dieser Gruppe sehen. Das ist kein Phänomen „weißer“ Menschen, dies haben wir alle gemeinsam.

Der Begriff lässt außerdem die unterschiedlichen individuellen Erfahrungen zahlreicher Menschen außen vor: „weiß“ ist nicht gleich „weiß“ und wir können aufgrund unseres Geschlechts, Wohlstands, unserer Herkunft und unseres Alters durchaus Mitglied mehrerer Gruppen sein. Die Hautfarbe allein ist kein ausreichender Indikator, um Lebensrealitäten darzustellen und über gesellschaftliche Privilegien zu bestimmen, auch wenn sie einen Einfluss darauf hat. Diese Stereotypisierung erzeugt ein falsches Bild von der Problematik, da das vorrangige Ziel des Wortes scheinbar nicht die Bekämpfung der Benachteiligung von PoC, sondern ein Angriff auf „weiße“ Menschen ist.