Katzen

Flauschige Gefahr: Wie unsere Katzen Wildtiere gefährden

Katzen sind das beliebteste Haustier der Deutschen: Etwa jeden vierten Haushalt kann ein Stubentiger sein Hoheitsgebiet nennen. Für viele Wildtiere, die in oder um unsere Städte und Siedlungen herum leben, sind mehr Katzen allerdings keine guten Neuigkeiten.

Um es nochmal in Zahlen auszudrücken: Das macht rund 16,7 Millionen kleine Miezekatzen in Deutschland, viele davon Freigänger. Das freut zwar Katzenliebhaber*innen wie mich, für die Vogel- und Kleintierpopulationen in Siedlungsnähe stellt dies jedoch eine Gefahr da. Der Jagdinstinkt ist nämlich noch immer tief verwurzelt in unseren Hauskatzen, von individuellen Unterschieden einmal abgesehen.

Katzen-Lockdowns sind noch das kleinere Übel

Diese Gefahr ist sogar so groß, dass in Teilen der baden-württembergischen Gemeinde Walldorf ein „Hausarrest“ für Katzen beschlossen wurde: Bis Ende August dürfen Katzen dort prinzipiell nicht aus dem Haus, um die vom Aussterben bedrohten Haubenlerchen zu schützen. Doch nicht nur Vögel sind von der Bejagung durch unser Lieblingshaustier betroffen: Fledermäuse, kleine Nagetiere wie Siebenschläfer oder die Haselmaus, sowie Reptilien wie die Zauneidechse oder die Schlingnatter stehen ebenfalls auf der Jagdliste von Hauskatzen. Sie alle kommen auch im Umfeld von Siedlungen vor, wo sie früher oder später einer Katze zur Beute fallen können.

Andernorts ist es Jäger*innen erlaubt, Katzen zu erschießen, wenn diese eine Gefahr für Wildtiere darstellen könnten. Das Gegenteil zu beweisen ist – realistisch betrachtet – schlichtweg unmöglich, weshalb immer wieder Katzen (ob Freigänger oder Streuner) vor die Flinte geraten.

Wie groß ist das Problem?

Darüber, wie viele Tiere jährlich Freigängern zum Opfer fallen, besteht keine Gewissheit: Einer im Jahr 2013 veröffentlichten Studie aus den USA zufolge töten die dort lebenden Hauskatzen jährlich zwischen 1,3 und 4 Milliarden Vögel und 6,3 bis 22,3 Milliarden Säugetiere. Die Studie betont aber, dass es sich hierbei um Schätzungen handelt und sich die Auswirkungen von Hauskatzen auf dem Festland schwerer ausmachen lassen als auf Inseln, auf denen Katzen erst von uns Menschen eingeführt wurden. Für Deutschland kursieren Zahlen zwischen 14 Millionen und 200 Millionen getöteten Singvögeln pro Jahr, doch auch diese sind einigen Experten zu hoch gegriffen.

Wie stark unsere Katzen also die lokale Wildtierpopulation beeinträchtigen, wissen wir nicht. Dass sie es dennoch tun, darüber sind sich Naturschützer*innen und Jäger*innen einig. Ein noch größeres Problem als Freigänger stellen die Millionen von Streunern dar, da diese zum Überleben auf die Jagd angewiesen sind. Die größte Bedrohung für die Artenvielfalt geht aber nach wie vor von uns Menschen aus: Durch uns verschlechtern sich Lebensräumen zunehmend. So gesehen ist die Einführung von immer mehr Katzen in diese Ökosysteme zwar nur eine Begleiterscheinung, aber eine, über die wir uns Gedanken machen müssen.

Was können Katzenhalter*innen tun?

Die beste Methode, um sowohl Wildtiere als auch die eigene Katze zu schützen, ist es wohl, das „Haus“ in Hauskatzen wörtlich zu nehmen: Wenn genügend Platz und Beschäftigungsmöglichkeiten vorhanden sind, können Katzen auch ohne Auslauf ein gemütliches (und zudem längeres) Leben führen. Es kann aber auch schon helfen, Katzen während den Brutzeiten drinnen zu behalten, denn Jungvögel fallen ihnen besonders oft zum Opfer. Ein Halsband mit Glocke oder eine auffallend gefärbte breite Halskrause macht deiner Katze bei der Jagd zwar einen Strich durch die Rechnung, rettet am Ende aber Tierleben. Um den Jagdtrieb der eigenen Katze zu reduzieren, hilft zudem häufiges Spielen oder eine Kastration.

Katzen werden oft dafür gepriesen, wie unabhängig sie sind und dass sie sich schon irgendwie selbst zu beschäftigen wissen. In gewisser Hinsicht mag das stimmen, trotzdem bringt das Halten einer Katze auch Verantwortung mit sich. Und wenn eine Katze auch draußen unterwegs ist, gilt diese Verantwortung nicht nur dem eigenen Stubentiger gegenüber.

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Bildquelle: Mikhail Vasilyev auf Unsplash (Bild zugeschnitten)