Florian David Fitz als Mirco mit seinem Sohn Jason (gespielt von Cecilio Andresen) im Stadion. Dahinter sitzen der "echte" Mirco und Jason, auf deren Geschichte der Film beruht. © Leonine Studios

„Wochenendrebellen“ mit Florian David Fitz: Der Autist im Fußballstadion

ZEITjUNG: Autismus umfasst ja ein weites Spektrum. Im Film fällt auch das Wort Behinderung. Inwiefern ist es das oder ist es eine Art Anderssein? In einer Szene wird es auch als Modekrankheit bezeichnet. Wie kann bei dem Thema mehr Aufklärung und Awareness gelingen? 

Florian David Fitz: Mirco nennt es ganz klar eine Behinderung. Das ist jetzt ein Begriff, der bei uns erstmal Unwohlsein hervorruft, aber wenn man es ganz wörtlich nimmt, hat er völlig recht. Autismus behindert einen Menschen bei der Verrichtung bestimmter alltäglicher Dinge. Knifflig ist für Mirco neben der Sache selbst auch die Tatsache, dass diese Behinderung unsichtbar ist. Es ist kein Rollstuhl oder eine Blindenbinde. Das Kind ist auf den ersten Blick völlig normal und verhält sich in den Augen der Mitmenschen einfach garstig oder ungezogen und natürlich ist der konstante Erstimpuls der Umgebung: He, erzieht bitte mal euer Kind. Das ist für die Familie ein ganz schöner Druck, neben dem eigentlichen Auffangen  des Autismus. Also nur ‚Anderssein‘ als Wort greift zu kurz, wenn man die Situation der Eltern begreifen will.

ZEITjUNG: Stimmt, Autismus sieht man auf der Straße niemandem an. Man sieht nur das Kind, das sich verzogen benimmt, aneckt und Probleme verursacht. Dabei gibt es neben den Schwächen auch Stärken, wie im Fall von Jason. Müssen wir als Gesellschaft da umdenken? 

Florian David Fitz: Das ist schnell gesagt: Die Gesellschaft ist schuld. Es hat aber viel mehr damit zu tun, womit du dich tagtäglich beschäftigst. Wenn du so ein Kind hast, hast du ständig damit zu tun, ihm die Welt zurechtzuformen, damit dieses Kind klarkommt. Du räumst den ganzen Tag Dinge, die nicht passen, aus dem Weg, damit das Kind relativ gerade (und natürlich auch ohne Danke zu sagen (lacht)) durchmarschiert. Deswegen ist es relativ verständlich, dass du dich irgendwann darauf fokussierst. Wenn du dann noch sagst: Warte mal, jetzt lass uns aber doch drüber nachdenken, was das (Kind) alles kann, dazu braucht man schon eine Distanz. Insofern würde ich da gerne ein bisschen weicher und mit mehr Vergebung mit einem selber reingehen und sagen: Hey, das ist übermenschlich viel, was die Eltern da reinpowern. Und was man dafür braucht, um auch die anderen Seiten wieder sehen zu können, ist Freiraum. Und wenn du als Mensch überhaupt gar keinen Freiraum mehr hast, um mal durchzuatmen oder keine Distanz, weil du nur am Jonglieren bist, dann ist es ja total klar, dass du die Dinge eindimensional betrachtest.