„Wochenendrebellen“ mit Florian David Fitz: Der Autist im Fußballstadion
ZEITjUNG: Was sollen die Zuschauer*innen aus dem Film mitnehmen?
Florian David Fitz: Ich bin in den letzten Jahren ein bisschen umgeschwenkt oder hab gedacht, vielleicht ist das ein bisschen ein Zeichen unserer Zeit, dass wir alle rumrennen und von allen ständig verlangen: Guck mal, was kannst du hier lernen?! Und: Hör mal zu! Und: Sei hier sensibler! Und mach das so und so! Man merkt gerade so einen Widerstand dagegen.
Deswegen würde ich eher ganz zweckfrei denken. Sich einfach mal wieder in ein völlig anderes Leben zu begeben als das eigene. Ohne drüber nachzudenken, was habe ich jetzt davon, oder was soll ich jetzt hier lernen. Allein die Tatsache, 108 Minuten in anderen Mokassins gelaufen zu sein, mit und gerne auch über anderer Menschen Probleme gelacht und geweint zu haben, macht dann schon was mit einem. Und wenn es nur ein kurzer Blick über unseren notwendigerweise begrenzten Tellerrand hinaus ist. Ich würde das aber eher als eine positive Sache sehen. Alle Menschen haben diese Fähigkeit der Empathie und Fantasie, das ist wie eine Superkraft, die uns mitgegeben wurde und das vervielfältigt unser kleines Leben.
Früher habe ich immer gedacht: Wir sind nur Schauspieler, ich weiß gar nicht, warum man dafür so viel Aufmerksamkeit bekommt. Mittlerweile denke ich, vielleicht ist das viel wichtiger und cooler als ich immer dachte. Leute in andere Leben hineinverführen. Ähnlich wie das Romane machen, oder Hörbücher.
Und witzigerweise in der Zeit, die so supersensibel ist, ist es das, was so ein bisschen verschwindet, dass man sagt: Hey, es reicht schon, lies einfach mal ein Buch, ohne dass jemand was von dir will, ohne dass jemand von dir will, du mögest danach ein anderer Mensch sein. Das wird viel mehr verändern, als den Zeigefinger zu heben. Und das sehe ich jetzt ein bisschen mehr als unsere Aufgabe als Schauspieler: Es ist die Schönheit des Geschichtenerzählens.
„Wochenendrebellen“ mit Florian David Fitz startet am 28. September 2023 im Kino. Das ganze Interview könnt ihr hier sehen:
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Bild: Florian David Fitz als Mirco mit seinem Sohn Jason (gespielt von Cecilio Andresen) im Stadion. Dahinter sitzen der „echte“ Mirco und Jason, auf deren Geschichte der Film beruht. © Leonine Studios