Pandemie-Erasmus: Das etwas andere Auslandssemester

Jedes Jahr verlassen viele Studierende die Städte ihrer Heimatuniversitäten, um ein oder zwei Semester im Ausland zu verbringen. Dort wollen sie Fremdsprachen lernen, neue Erfahrungen sammeln und internationale Kontakte knüpfen. Dank des Erasmus+-Programms wird der Aufenthalt finanziell gefördert, was für viele Studis ein Türöffner ist. Im Jahr 2019 haben laut der Europäischen Kommission 290.000 Menschen im Rahmen des Erasmus+-Programms im Ausland studiert, gelernt oder in freiwilligen Programmen gearbeitet.

Das Jahr 2020 war geprägt von der Corona-Pandemie, die Reisebeschränkungen, Grenzschließungen und andere alltägliche Einschränkungen mit sich brachte. Bereits geplante Auslandsaufenthalte wurden aufgrund dessen abgesagt oder verschoben. Doch bei einigen Studis hat es mit dem Auslandssemester doch geklappt. Wie es ihnen erging und ob sie sich unter diesen Umständen wieder für den Auslandsaufenthalt entscheiden würden, erzählen sie unserer Autorin in kurzen Interviews.

Alina (22) studiert Kulturwirtschaft in Passau und war für ein Semester in Lissabon

Du bist trotz der Unsicherheit, die die Pandemie mit sich bringt, ins Auslandssemester gegangen. Hattest du keine Zweifel?

„Ein wenig. Die ausschlaggebenden Punkte für mich, trotzdem zu gehen, waren, dass ich in Portugal in einer WG gewohnt habe und so in einem Lockdown nicht alleine gewesen wäre. Ob ich dann daheim festgesessen wäre oder in Portugal, wäre ja kein großer Unterschied gewesen. Und trotz Maßnahmen kann man ja immer noch in die andere Kultur hineinschnuppern, sei das beim Einkaufen oder im WG-Leben. Und im größten Notfall hätte ich ja jederzeit wieder nach Hause zurückkommen können.“

Wie ist dein Semester verlaufen? Konntest du trotz der Umstände Land und Leute kennenlernen?

Sonnenuntergang in Lissabon

„Also Einheimische kennenlernen ist im Erasmus, glaube ich, auch normalerweise nicht so einfach, weil man dann doch die meiste Zeit mit anderen internationalen Studis verbringt. Das ging aber gut, weil wir zu Beginn Präsenzkurse hatten und man sich dann auch privat getroffen hat. Ich glaube, ich habe weniger Leute kennengelernt als im normalen Auslandssemester, aber diese dafür umso besser. Es sind festere Freundschaften entstanden.

Zu Beginn konnten wir noch einige Ausflüge machen. Tagestrips mit dem Zug oder einem Mietwagen waren gut möglich und sogar Reisen nach Porto, Faro und auf die Azoren. Alles kann man sowieso nicht sehen und ich finde es gar nicht schade, dass ich einige Orte nicht besuchen konnte. Denn das gibt mir Grund, zurück nach Portugal zu kommen und in der Zukunft mein Portugiesisch aufzufrischen.

Ich fand es sogar ganz angenehm, die Stadt ohne die Touristenmassen kennenzulernen und die Sehenswürdigkeiten quasi für mich zu haben.“

Was wären noch Spots, für die du zurückkommen würdest?

„Ich würde gern noch in den Süden an die Algarve. Und nach Madeira, denn dort kam mein Mitbewohner her und der hat mir immer davon vorgeschwärmt.“

Hast du irgendwann während des Semesters überlegt abzubrechen?

„Nachdem es im Dezember strenger wurde, habe ich mich dazu entschieden, nach Weihnachten in der Heimat nicht für die letzten drei Wochen zurückzufliegen. Ich hätte dort nicht mehr viel machen können, da ich Klausuren schreiben musste und die Regelungen strenger waren. So hab ich dem Klima zwei Flüge und mir eine erneute Quarantäne bei der Einreise erspart. Die Klausuren kann ich online aus Deutschland beziehungsweise an der Uni in Passau schreiben.“

Hat dir etwas Bestimmtes gefehlt, auf das du wegen der Pandemie verzichten musstest?

„Nicht wirklich. Natürlich wäre es schön gewesen, wenn es mehr kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte oder Festivals gegeben hätte. Aber darauf waren wir ja alle schon eingestellt, das war ja überall gleich. Deshalb hat das nicht so sehr enttäuscht.“

Was ist dein Fazit zu deinem Erasmus-Semester?

„Ich würde es auf jeden Fall wieder machen, auch unter diesen besonderen Umständen. Es war anders aber nicht schlechter. In solchen Zeiten muss man offener reingehen und sich mehr anpassen aber die Möglichkeit ein paar Monate im Ausland zu leben und eine neue Kultur kennenzulernen ist unbezahlbar.“