Zettel klebt auf einem Globus

Warum alle meckern, aber keiner was tut

Wie oft ertappst du dich dabei, dir zu wünschen, du wärst politisch aktiver? Würdest mehr bewegen? Mal auf die Straße gehen? Briefe an Politiker*innen schreiben? Wie oft denkst du dir: „Ja, das müsste eigentlich mal jemand in Angriff nehmen“, bis dir auffällt, dass dieser jemand genauso gut du selbst sein könntest? Wenn du bei mindestens einer dieser rhetorischen Fragen innerlich zusammengezuckt bist, dann willkommen in meiner Welt.

Wer von euch kennt die Theorie der Schweigespirale? Keiner? Okay, dann erkläre ich sie kurz.

Die Schweigespirale geht davon aus, dass man in einem Umfeld, in dem eine Meinung dominiert, welche nicht die eigene ist, eher den Mund hält oder sich der Meinung anpasst, als gegen die Masse zu argumentieren. Laut der Theorie machen wir das vor allem, weil wir zur Gruppe dazugehören wollen. Der Mensch ist ein Rudeltier. Alleine können wir nicht überleben. Das wussten schon unsere Vorfahren in ihren Höhlen. Und auch wir, heute hinter unseren Handybildschirmen und Laptops, sind furchtbar ungern die Außenseiter. Deswegen nicken und winken wir lieber, anstatt zu riskieren, hinterher mit unserer Meinung alleine dazustehen. Selbst wenn wir gar nicht wissen, ob es den anderen Leuten im Raum vielleicht genau so geht.

Wichtig ist hierbei, dass jede soziale Gruppe ihre eigene Etikette hat und uns somit dazu zwingt, in unterschiedlichen Bereichen zu schweigen. So wirst du beispielsweise auf der Familienfeier keine Grundsatzdiskussion über den Fleischkonsum von Onkel Dieter beginnen, obwohl du bei deinen veganen Freund*innen aus der Ethik-Vorlesung stundenlang leidenschaftlich über Tierwohl debattierst. Auf der anderen Seite wirst du diesen Freund*innen vielleicht eher nicht von deinem geplanten Südafrikaurlaub und den 15-Stunden-Flug dorthin erzählen.