Eine Liebeserklärung an: die Serie „F.R.I.E.N.D.S“

Vorsicht Spoiler! Wer F.R.I.E.N.D.S noch nicht gesehen hat, holt das jetzt gefälligst nach und liest von hier an auf absolut eigene Gefahr!

Ich befinde mich seit ein paar Jahren in einer glücklichen Langzeit-Beziehung. Und zwar mit sechs New Yorker Berufsjugendlichen, die sich durch Leben und Liebe kämpfen. Wir sehen uns fast jeden Abend, meistens beim Essen, und sind der perfekte Ausgleich für einen anstrengenden Tag. Ein Partner fürs Leben. Das Konzept ist so einfach wie es genial ist. Das Sechsergespann bestehend aus Monica, Chandler, Phoebe, Joey, Rachel und Ross, lebt in unmittelbarer Nähe zueinander und trifft sich fast täglich in dem Coffee Shop „Central Perk“ um zu quatschen und Kaffee zu trinken (mit gelegentlichen Exkursionen auf die andere Seite der Theke). Allein durch diese wahnsinnige Vertrautheit, mit der die fünf sich begegnen, lässt es einen von der ersten bis zur letzten Folge mitfiebern und mitfühlen. Natürlich ist das Konzept der Sitcom, die die Welt im Sturm erobert hat, nichts Neues. Frasier, Seinfeld und Cheers drehten sich alle um das alltägliche Leben von jungen Leuten. Doch an F.R.I.E.N.D.S hängt eine Magie, die einen in seinen Bann zieht und nicht mehr loslässt.

 

Wissen, wann man aufhören soll

 

 

Die Serie spannte sich von 1994 bis 2004 über stolze 10 Staffeln mit gefühlt einer Million Beziehungen und noch mehr Catchphrases. Bei der Länge mag man meinen, dass am Ende einfach die Luft raus war wie bei so vielen anderen Serien, die die perfekte Anzahl an Staffeln längst hinter sich gelassen haben und langsam aber sicher zu ihrem unweigerlichen Ende humpeln (looking at you, The Big Bang Theory). Aber bei F.R.I.E.N.D.S war das anders. Sowohl die Serie als auch die Schauspieler waren auf einem Karrierehöhepunkt als sie beendet wurde, weil die Macher und die Darsteller aufhören wollten, als es am schönsten war. Und damit blieben sie uns auch genau so in Erinnerung: am schönsten.

 

WE WERE ON A BREAAAK!

 

Wer erinnert sich nicht an die Szene, in der Ross, Rachel und Chandler vergeblich versucht haben eine Couch die Treppe hochzumaneuvrieren (PIVOT! PIVOT! PIVOOOOT!). Oder – einer von Ross‘ ikonischsten Momenten: UNAGI. Die Show ist schlicht und einfach pures Comedygold. Wer hat nicht eine imaginäre Stimme im Kopf, die uns beim Flirten dazu bringt (oder auch davon abhält) „How you doin‘?“ zu brummen? Und dann ist da natürlich noch die Frage aller Fragen, die erhitzte Debatte, die über sämtliche Couchtischgespräche und besoffene Bardiskussionen gezogen ist wie ein Hurricane: Waren Rachel und Ross nun in einer Beziehungspause oder nicht? Ich bin mir ziemlich sicher, dass heute noch verdammt viele Leute darüber diskutieren, und ich will nicht wissen, wie viele Freundschaften an dieser Frage zerbrochen sind. Allein das beweist schon den immensen popkulturellen Einfluss, den die sechs Freunde auf uns alle hatten.

Vor allem aber konnten wir uns manchmal so sehr mit den Figuren identifizieren, dass es wehtat. Monicas Entscheidung in der zweiten Staffel, vor lauter Joblosigkeit einen degradierenden Job in einem Diner zu übernehmen. Chandler und seine Bindungs- und Identitätsprobleme, zurückzuführen auf seine Eltern. Joey, der mit sich rang, weil er in eine seiner besten Freundinnen verliebt war. Phoebe, die in Armut aufwuchs und irgendwie immer mit ihrer Vaterlosigkeit zu kämpfen hatte. Ross, der erst jahrelang demselben Mädchen hinterher schmachtete, ohne ihr seine Gefühle gestehen zu können, nur um dann ein paar Jahre später gleich drei Ehen hinter sich zu haben. Und Rachel, die auf der Suche nach sich selbst ihr komplettes Leben umzukrempeln versuchte, und es einfach nicht schaffte, sich im Dating-Dschungel zurechtzufinden. All diese Sachen kommen uns auch mehr als zwei Jahrzehnte nach dem Beginn der Serie schmerzlich bekannt vor. Trotzdem erinnern uns die sechs Freunde an einfachere Zeiten ohne Tinder und Instagram, und vielleicht ist genau das die Magie der Serie. Dass sie uns nostalgisch macht und wir uns wünschen in eine Zeit zurückzukehren, die wir so gar nicht miterlebt haben.

Nobody’s perfect

 

 

Friends ist bei weitem nicht perfekt und würde nach heutigen Standards einer TV-Serie vielleicht gar nicht mehr funktionieren (vielleicht auch Eigenverschulden durch unser weirdes Millennialverhalten). Das konstant nicht so subtile Fat Shaming auf Monicas Kosten oder Ross‘ teilweise sehr verquere Denkweise sind Dinge, auf die man definitiv hätte verzichten können und auch hier und da der ein oder andere sexistische Kommentar. Aber in einem Fernsehformat in den 90ern eine lesbische Ehe und einen transgender Vater darzustellen, war dann doch eher ungewöhnlich.

 


Trotz allem ist und bleibt F.R.I.E.N.D.S eine der besten Hangoutsitcoms, die es je gab, und wird auch für immer auf meiner persönlichen Watchlist bleiben. Could i BE a bigger fan?

P.S.: Da sehr viel Humor den darstellerischen Leistungen der Schauspieler und deren Stimmen geschuldet ist: Originalton anschalten und keinen Wortwitz verpassen!

 

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Bildquelle: Screenshot von Netflix